Unter dem Codenamen "The Answer" hat das KDE-Projekte nun eine neue Version der eigenen Software zum Download bereitgestellt: Eine "Antwort" soll KDE 4.2 wohl vor allem für jene sein, die aufgrund des recht unfertigen Zustands früherer Releases bislang von KDE4 enttäuscht waren, immerhin verspricht man für die neue Version der Software nun so etwas wie "Massenkompatibilität", entsprechend will man jetzt auch die verbliebenen KDE 3.5.x-BenutzerInnen zum Upgrade locken.

Basis

Nachdem man mit KDE 4.0 die technologische Basis geschaffen hat, konzentriert man sich seitdem vor allem auf die Integration neuer Features - oder eben die Portierung solcher, die bislang in der KDE4-Serie gefehlt haben. Entsprechend umfangreich präsentiert sich auch die Liste der Neuerungen in der aktuellen Ausgabe des Desktops.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Umgehend sichtbar ist das etwa am KDE-eigenen Fenstermanager KWin: Dieser hat wieder eine Fülle von neuen Desktop-Effekten spendiert bekommen. Die Mehrzahl der Tricks hat man sich dabei bei Compiz abgeschaut, so gibt es nun auch hier einen Cube-Effekt oder die Möglichkeit die Desktops auf eine Sphäre zu projizieren.

Stabil

Recht sicher scheint man sich auch, was die Stabilität dieses Unterfangens anbetrifft, so sind ab KDE 4.2 die entsprechenden Effekte von Haus aus aktiviert. Freilich ist das auf jene Rechner begrenzt, deren Hardware - bzw. die installierten Treiber - dies zulassen, KDE checkt dies beim Einloggen automatisch.

Screenshot: KDE

Bei der aktuellen openSUSE 11.1 hat man es bereits vorweggenommen, nun ist sie aber auch in einer offiziellen KDE-Version gelandet: Die Desktop-Folder-Ansicht: Dabei ist es möglich ein Folder-View-Plasma-Widget auf den gesamten Desktop auszudehnen, was kompliziert klingt führt im Endeffekt zu einer klassischen Desktop-Ansicht, wie sie auch von KDE 3.5.x her gewohnt ist.

Druck

Erheblich erweitert hat man die Möglichkeiten zur Darstellung von Hintergründen, über Plugins lassen sich hier etwa automatisch generierte, animierte Wallpapers erzeugen. Ebenfalls vollständig neu gestaltet wurde das Drucksystem des Desktops, interessanterweise bedient man sich dabei einer Software aus dem direkten Desktop-Mitbewerb: Dem system-config-printer. Ursprünglich für Fedora samt GTK+-basiertem Interface entworfen wurde, verwendet KDE hier freilich sein eigenes QT-basiertes Interface.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Besondere Zuwendung hat in KDE 4.2 das Panel erhalten. Kein Wunder - war dies doch bislang noch immer einer der am stärksten kritisierten Bereiche der neuen Desktop-Generation. So gibt es nun eine Autohide-Funktion mit der das Panel platzsparend automatisch ausgeblendet werden kann.

Zusammenfassung

Einträge in der Task-Liste werden mittlerweile automatisch gruppiert, also etwa mehrere Browser-Fenster zu einem Knopf zusammengefasst. Außerdem ist nun wieder eine mehrzeilige Darstellung der Task-Liste möglich, wer will kann die Anzahl der Zeilen auch manuell festlegen.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Ein Highlight von KDE 4.2 ist wohl die Erweiterung des System Trays. So werden hier nun Fortschrittsinformationen aller Arten gesammelt. Mittels eines Plasma Applets werden die BenutzerInnen so etwa über laufende Kopiervorgänge, Downloads oder andere langlaufende Desktop-Operationen auf dem Laufenden gehalten.

Screen

Ebenfalls neu ist die Möglichkeit Plasma Applets über den Screensaver zu legen. In KDE 4.2 kann dies dazu verwendet werden, um anderen BenutzerInnen auf einem gesperrten Rechner Nachrichten zu hinterlassen. Eine Funktionalität, die allerdings momentan noch nachträglich aktiviert werden muss.

Widgets

Plasma kann aber auch sonst mit zentralen Verbesserungen aufwarten: So kann der KDE nun auch direkt mit den Google Gadgets umgehen, die Unterstützung für die Dashboard Widgets von Mac OS X wurde weiter verbessert.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Eine der zentralen neuen Komponenten in KDE4 ist der Dateimanager Dolphin, mit KDE 4.2 wurden dessen Möglichkeiten einmal mehr erweitert. So zeigen die Tooltips nun eine Vorschau der ausgewählten Datei an, über einen Zoom-Slider ist kann schnell die Größe der angezeigten Datei-Icons - oder Previews - angepasst werden.

Auswahl

Ebenfalls neu: Bei externen Geräten wird automatisch ein Füllstandsanzeige neben dem Icon im Sidebar eingeblendet. Alle diese Änderungen sind übrigens auch im Dateiauswahldialog verfügbar, der auf dem gleichen Code wie der Dolphin basiert.

Screenshot: KDE

Jene Komponente, die wohl am meisten Einfluss auf die Computerwelt außerhalb des Linux-Umfelds gehabt hat, ist der Konqueror: Immerhin bildet die Rendering Engine KHTML die Ursprünge von Webkit - und damit der Basis von Safari und Google Chrome.

Web

Mit KDE 4.2 soll der Konqueror selbst nun mit einer besseren Performance glänzen, das aktivierte Domain Prefetching hilft bei der Verkürzung der Ladezeiten. Außerdem wird jetzt beim Start zunächst mal eine Seite mit den eigenen Bookmarks präsentiert, die Seitensuche wurde umgestaltet - hier hat man sich recht offensichtlich ein Vorbild am Firefox genommen. Dazu kommt außerdem eine verbesserte Unterstützung für SVG-Grafiken.

Mails

Feinschliff wurde auch am Mail-Programm KMail betrieben: Hier gibt es nun eine neue Nachrichtenliste, auch an der Performance der Anwendung hat man erheblich geschraubt.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Eine gänzlich neue Komponente in KDE 4.2 bildet das Power Management-Tool PowerDevil. Dieses ist dabei direkt in die KDE-Plattform integriert worden, so dass es auch einfach von anderen Programmen aus angesprochen werden kann.

Run

Etwas das sich etwa auch beim Anwendungsstarter KRunner bemerkbar macht, so lässt sich auch von dieser Stelle aus das Power Management steuern. Zusätzlich kann der KRunner nun auf die Browser History zugegriffen werden, sogar eine schnelle Rechtschreibprüfung lässt sich nun hier vornehmen.

Screenshot: KDE

Zu dem bereits Erwähnten kommt noch eine verbesserte Multi-Screen-Unterstützung mittels der neuen Kephal-Bibliothek, außerdem verwendet der Login-Manager KDM nun - wie auch sein GNOME-Pendant GDM - Consolekit für das Session Management. Bei Plasma sind außerdem noch einige neue Applets hinzugekommen, etwa für Newsfeeds oder Comics.

Scripting

Vor allem für EntwicklerInnen interessant ist die Erweiterung der Scripting-Möglichkeiten des KDE, neben Javascript können hier nun auch Python und Ruby eingesetzt werden. Verbesserungen verspricht das KDE-Projekt zusätzlich für die Portierung der eigenen Software auf die diversen BSD-Varianten, aber auch unter Windows oder Mac OS X  soll der KDE nun besser laufen. Zu all dem kommt natürlich noch eine Unzahl an Bugfixes.

Download

KDE 4.2 kann kostenlos von der Seite des Projekts heruntergeladen werden, neben dem Source Code gibt es hier auch Pakete für diverse Distributionen. Unterdessen ist die Entwicklung von KDE 4.3 schon voll angelaufen, so soll in der kommenden Release etwa ein neues grafisches Interface für den NetworkManager enthalten sein. (Andreas Proschofsky, derStandard.at, 27.01.2009)

Screenshot: KDE