Wien - 50 Prozent der Österreicher weisen zu hohe Cholesterinwerte im Blut auf. Das gilt besonders für das "böse" LDL-Cholesterin. Auch Patienten mit einem hohen bis höchstem Risiko kommen nur zu rund 30 Prozent auf die geforderten Werte. Dies erklärten am Dienstag Experten bei einer Pressekonferenz in Wien. Cholesterin stelle eine "unsichtbare Gefahr" dar.

LDL-Colesterin korreliert mit Herz-Kreislauf-Sterblichkeit

"In Österreich sterben pro Jahr circa 32.000 Personen an Herz-Kreislauf-Erkrankungen. 50 Prozent der Österreicher haben erhöhte (Gesamt-)Cholesterinwerte. Die Senkung des LDL-Cholesterins um ein Prozent geht einher mit einer einprozentigen Senkung der Herz-Kreislauf-Sterblichkeit. 50 Prozent der Österreicher haben erhöhte LDL-Werte. Bei der Stellung beim Heer sind es schon 25 Prozent", sagte der Salzburger Internist und Stoffwechselexperte Friedrich Hoppichler.

Entscheidend ist das "böse" LDL-Cholesterin. Es trägt besonders zur Gefäßverkalkung (Atherosklerose) und in weiterer Folge zur Entwicklung der koronaren Herzkrankheit bei. Personen mit diagnostizierten Gefäßschäden sollten einen LDL-Wert von weniger als 100 Milligramm/dl Blut anstreben. Hochgefährdete Patienten, wie Diabetiker mit gleichzeitig bestehender Herzkrankheit - sollten nicht mehr als 70 bis 80 Milligramm LDL / Deziliter Blut aufweisen. Beim gesunden ERwachsenen liegt der Idealwert unter 130mg/dl.

Niedrige LDL-WErte bringen die Verkalkung zum Schrumpfen

Der Wiener Kardiologe Otto Traindl: "Wir wissen, dass ein LDL unter 100 Milligramm klinische Vorteile bringt." Speziell bei Werten darunter beginnen Atherosklerose-Beläge in den Arterien sogar zu schrumpfen. Doch in Österreich dürften auch Herzkranke nur selten die Zielwerte erreichen. Eine Untersuchung mit 1.905 österreichischen Patienten mit belegtem hohen Herz-Kreislauf-Risiko und medikamentöser Behandlung hat ergeben:  Nur 33 Prozent der Kranken kamen auf weniger als 100 Milligramm LDL/dl Blut.

Ganz ähnlich das Ergebnis einer Untersuchung an 20 internen Abteilungen in Österreichs Spitälern: Von 9000 Patienten mit hohem oder höchstem Herz-Kreislauf-Risiko, wiesen 41,4 Prozent weniger als 100 mg/dl LDL im Blut auf.

Wirksame Statine aus Kostengründen zu wenig verordnet

Ein Grund dafür können auch die Erstattungsregelungen der Krankenkassen speziell für stark wirksame Statine (Atorvastatin und Rosuvastatin) in Österreich sein. Traindl: "Patienten nach einem akuten Koronarsyndrom bekommen von uns im Spital eine ganz hohe Dosis eines starken Statins." Doch weil die Medikamente von den Krankenkassen in der niedergelassenen Kassenpraxis nur unter erschwerten Bedingungen bezahlt werden, stellen die Ärzte die Kranken oft notgedrungenermaßen wieder auf schwächere Arzneimittel um. "Diät" ist bei den meisten Kranken keine Alternative: Selbst fettloseste Kost senkt den LDL-Spiegel nur um höchstens 15 Prozent. (APA/red)