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Kundgebung gegen gentechnisch veränderte Lebensmittel in Madrid

Foto: AP/Caivano

Madrid - Die Welternährungskonferenz der Vereinten Nationen ist am Dienstag in Madrid ohne konkrete Beschlüsse zu Ende gegangen. Die Teilnehmer seien sich aber darüber einig gewesen, dass im Kampf gegen den Hunger in der Welt größere Anstrengungen unternommen werden müssten, sagte UN-Generalsekretär Ban Ki-moon zum Abschluss des zweitägigen Treffens in der spanischen Hauptstadt. "Die Geschichte wird uns danach beurteilen, wie wir auf das Problem des Hungers reagiert haben."

Eine Milliarde hungert

An der Konferenz nahmen Minister und Regierungsbeamte aus etwa 95 Staaten teil. Weltweit leiden nach Angaben der Vereinten Nationen fast eine Milliarde Menschen unter Hunger und Unterernährung. Der Generaldirektor der UNO-Landwirtschaftsorganisation (Food and Agriculture Organization/FAO), Jacques Diouf, betonte, das Problem des Hungers habe sich verschärft, obwohl die weltweite Getreideproduktion im Vorjahr ein Rekordergebnis erzielt habe. Die Zahl der Unterernährten und Hungernden in aller Welt sei 2008 um 40 Millionen auf 963 Millionen gestiegen. Die Hilfen für Landwirtschaft und Viehzucht seien auf drei Prozent der weltweiten Entwicklungshilfen gesunken.

US-Außenministerin Hillary Clinton wies in einer Videobotschaft an die Teilnehmer darauf hin, dass die Bekämpfung des Hungers zu den Prioritäten des neuen Präsidenten Barack Obama gehöre. Der spanische Außenminister Miguel Angel Moratinos hatte bei der Eröffnung der Konferenz darauf hingewiesen, dass die Weltgemeinschaft im Kampf gegen den Hunger zuletzt nur wenige Fortschritte erzielt habe. Die Ursachen lägen in der Verteuerung der Lebensmittel 2008 und in der internationalen Finanzkrise.

Spanien sagt Milliardenhilfe zu

Zum Abschluss der UN-Konferenz zum Kampf gegen Hunger hat Spanien Hilfen in Höhe von einer Milliarde Euro zugesichert. In den kommenden fünf Jahren sollen öffentliche Maßnahmen für die Landwirtschaft und zur Ernährungssicherheit jährlich mit 200 Millionen Euro gefördert werden, wie Ministerpräsident José Luis Rodríguez Zapatero am Dienstag in Madrid sagte. Inmitten der weltweiten Lebensmittelkrise wolle Spanien so "den verletzlichsten Ländern" unter die Arme greifen. Für den Kampf gegen Hunger hätten bisher mehr als zehn Länder Hilfen in Höhe von 5,5 Milliarden Dollar (4,2 Milliarden Euro) zugesichert, sagte Zapatero.

In Madrid hatten unter dem Vorsitz von UN-Generalsekretär Ban Ki-moon und Zapatero seit Montag Vertreter aus 95 Ländern über konkrete Schritte gegen die weltweite Lebensmittelkrise beraten. Dabei ging es vor allem um die Umsetzung eines im Sommer 2008 beschlossenen Aktionsplans, mit dem bis 2015 die Zahl der Hungernden halbiert werden soll. Im vergangenen Jahr hatten die hohen Lebensmittelpreise in mehreren Entwicklungsländern Hungerrevolten ausgelöst.

Die Nicht-Regierungsorganisation Oxfam hat festgestellt, dass zwar das Thema Welternährung und Hunger wieder auf die internationale Tagesordnung kam, zugleich aber kritisiert, dass bereits der Vorbereitungsprozess der Konferenz nicht demokratisch genug gewesen sei. "Um eine neue Partnerschaft für die Durchsetzung des Rechts auf Nahrung für alle Menschen anzustoßen, müssen die Entwicklungsländer umfassend und demokratisch beteiligt sein", sagte Marita Wiggerthale, Agrarexpertin bei Oxfam Deutschland.

Besonders kritisch sieht Oxfam die Rolle der Agrar- und Ernährungswirtschaft. Der Anteil des "Agro-Business" an der Welternährungskrise müsse schonungslos analysiert werden, forderte Wiggerthale. "Das Hungerproblem lässt sich keinesfalls, wie von der Wirtschaft gefordert, mit Gentechnik, mehr Düngemitteln und Pestiziden sowie freien Märkten lösen."(APA/dpa)