Der durchschnittliche Anstieg der Temperatur wird sich selbst durch radikale Maßnahmen nicht mehr so schnell rückgängig machen lassen. Das zumindest ergibt eine Studie von Wissenschaftern der ETH Zürich.

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Zürich - Die Klimaerwärmung ist wohl nicht mehr rückgängig zu machen. Selbst wenn die Menschheit den CO2-Ausstoss von einem Tag auf den anderen stoppt, wird die Temperatur in den nächsten tausend Jahren kaum sinken. Zu diesem Schluss kommt eine Studie der ETH Zürich.

Die beiden ETH-Forscher Reto Knutti und Gian-Kasper Plattner untersuchten mit Kollegen aus den USA und Frankreich, was passieren würde, wenn die Menschheit ihren CO2-Ausstoß abrupt stoppt. Wie sie im Fachmagazin "PNAS" aufzeigen, ist es irrig zu glauben, dass die Klimaprobleme verschwinden, sobald Maßnahmen getroffen sind.

Eigentlich sei schon eine ganze Weile bekannt, dass ein Teil des vom Mensch produzierten CO2 sehr lange in der Luft bleibe, sagte Gian-Kasper Plattner. In der Öffentlichkeit werde diese Tatsache aber kaum wahrgenommen und selbst vielen Wissenschaftern sei sie nicht bewusst.

1.000 Jahre Temperaturanstieg

Die Folgen sind weitreichend: Laut den Forschern reagiert die Temperatur noch langsamer als der CO2-Gehalt. Die Simulationen ergaben, dass die Temperatur für mindestens 1.000 Jahre nach einem Stopp des Treibhausgasausstoßes kaum abnehmen würde. Dafür verantwortlich ist vor allem die Trägheit des komplizierten Systems, über welches die Ozeane mit dem Klima interagieren.

Die Forscher untersuchten über den langen Zeitraum zudem einige besonders gut erforschte Auswirkungen der Erwärmung. Sie kommen unter anderem zum Schluss, dass auch Dürreperioden in vielen Regionen der Erde - unter anderem Südeuropa - mehr oder weniger irreversibel sein werden.

Meeresspiegelanstieg unumkehrbar

Die Erwärmung führt auch zu einer unumkehrbaren Erhöhung des Meeresspiegels. Die Forscher errechneten, dass allein die wärmebedingte Ausdehnung des Wassers dazu führt, dass der Spiegel um bis zu einen Meter ansteigt, falls die CO2-Konzentration in der Atmosphäre noch rund 100 Jahre lang im heutigen Tempo ansteigt.

Dazu gesellen sich zusätzliche Wassermassen aus der weltweiten Gletscher- und der Eisschmelze in der Antarktis und der Arktis. Verschwinden sämtliche Gletscher, dürfte der Meeresspiegel noch einmal um bis zu 0,7 Meter steigen. Die Polschmelze hingegen ist weniger gut verstanden: Es gibt aber Schätzungen, dass durch sie mehrere Meter dazukommen könnten.

Politische Folgen

Laut den Wissenschaftern sind auch die politischen Folgen der Langlebigkeit der Klimaerwärmung weitreichend. Die Strategie, abzuwarten wie schlimm die Veränderung werde, sei gefährlich, argumentieren Plattner und Knutti. Politiker müssten in ihre Entscheide miteinbeziehen, dass die Veränderungen in einem für den Menschen relevanten Zeitraum nicht rückgängig gemacht werden könnten.

Die einzige Ausnahme wäre laut Plattner, wenn es gelänge, mit technischen Mitteln das CO2 aus der Atmosphäre zu entfernen. Bisher habe aber noch niemand nachgewiesen, dass diese künstliche Säuberung der Atmosphäre im großen Stil machbar sei. (APA/red)