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Ronny Pecik (46) und sein Ex-Geschäftspartner Georg Stumpf (36) werden von der gemeinsamen Vergangenheit eingeholt.

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Wien - Die österreichischen Investoren Ronny Pecik und Georg Stumpf geraten in Folge ihres Einstiegs in die Sulzer AG ins Visier der Schweizer Behörden.

Die Eidgenössische Finanzmarktaufsicht (Finma) hat den zwischen Ende 2006 und Anfang 2007 erfolgten "Beteiligungsaufbau" der beiden Österreicher an dem börsennotierten Maschinenbauer untersucht. In ihrem Erkenntnis vom 22. Jänner stellen die Aufseher nun fest, dass Pecik und Stumpf "als organisierte Gruppe" die im Börsengesetz vorgesehenen Offenlegungspflichten verletzt haben, und zwar indem sie bei ihrem Deal "missbräuchlich Optionen eingesetzt" hätten.

Die Konsequenz: Die Aufsicht wird Strafanzeige beim Schweizer Finanzministerium erstatten, wie es in einer Aussendung der Finma am Dienstag hieß.

Tatsächlich hatten die beiden Investoren Ende April 2007 zusammen mit dem russischen Oligarchen Wiktor Wekselberg quasi über Nacht eine Beteiligung an dem in Winterthur beheimateten Unternehmen gemeldet - und zwar 32 Prozent, in Aktien und Optionen. Laut Schweizer Börsengesetz liegt der Schwellenwert für Meldungen aber bei fünf Prozent.

Angepirscht hatten sich die Wiener an die Winterthurer mithilfe der Deutschen Bank Zürich, der Neuen Zürcher Bank und der Zürcher Kantonalbank, ZKB. Sie ist pikanterweise die Hausbank von Sulzer und war für deren Emission und den Wertpapierhandel zuständig. Die ZKB hat den in der Schweiz ungeliebten österreichischen Duo "beim Aufbau ihrer Beteiligung" geholfen, konstatiert die Finma nun, und dabei ihre "aufsichtsrechtlichen Pflichten schwerwiegend" verletzt. ZKB-Chef Hans Vögeli hatte nach dem Auffliegen der Affaire seinen Hut genommen.

Die Wege von Pecik und Stumpf haben sich im September des Vorjahres wieder getrennt. Zuvor hatten sie sich vor allem in der Schweizer Industrie als "corporate raider" umgetan - gemeinsam mit Wekselberg und teilweise auch mit dem österreichischen Industriellen Mirko Kovats hatten sie gegen alle Widerstände der Verwaltungsräte die Kontrolle bei den Konzernen Unaxis/Oerlikon und Sulzer übernommen.

Differenzen

Dem Vernehmen nach wollte Pecik trotz schärfer werdender Krise als Finanzinvestor weiter tun, während Stumpf sich als strategischer Anleger sah. Bei den Stiftungen in Peciks Einflussbereich blieb unter anderem die Oerlikon-Beteiligung, bei Stumpf der deutsche Facility-Management-Konzern M+W Zander sowie die Wiener Umwelttechnikfirma Intico Solar.

Bei Oerlikon verlor Pecik jedoch den Kampf um die Macht gegen Wekselberg. Die Wiener Victory Industriebeteiligung hält derzeit nur noch 12,2 Prozent an Oerlikon. Laut der Bilanz per 30. September 2008 musste Victory diese Beteiligung um 95 Millionen Euro abschreiben, sie steht noch mit rund 235 Millionen Euro in den Büchern. Seit dem Stichtag hat die Oerlikon-Aktie jedoch um weitere 80 Prozent verloren. (gra, szem, DER STANDARD, Printausgabe, 28.1.2009)