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Foto: ORF/Badzic/APA

Imageberater sollen ja Personen öffentlichen Interesses raten, ihrem Äußeren einen Hauch des Exzentrischen zu verleihen, also kleine Regelverstöße zu begehen. Es soll im Gespräch halten, Unverwechselbarkeit sichern - wie einst Dalís Zwirbelbart oder eines Ex-Kanzlers Halspropeller (auch Mascherl genannt). Zwei Beispiele für bewusst eingesetzte, nicht uneitle Optikpointen.

Das ist alles schön und gut, so es nicht die Kernkompetenz ramponiert. Bei TV-Nachrichtensprechern stellt sich somit die Frage, ob nicht vor allem modische Diskretion jenes hohe Gut darstellt, das die ungestörte Übermittlung einer Nachricht garantiert. Wir wären auf dieses Thema nie gekommen, hätte nicht Tarek Leitner (in der "ZiB 1" und in der "ZiB 2") seine angenehm-gelassene Performance mit einer Krawatte gewürzt, die Stoff für drei Schlipse (oder ein halbes T-Shirt) ergeben hätte und in einem stolzen Rosa aufleuchtete, das unserem Interesse für die Neuigkeiten des Tages den Rest gab.

Mag diese Farbe eine des Optimismus sein, sie sog durch ihre monströse Krawattenform unweigerlich all unsere Aufmerksamkeit auf. Da hätte Leitner das Ende der Wirtschaftskrise verkünden können, es wäre uns entgangen. Wird man vom ORF bewusst so eingekleidet? Wollte Leitner eigenmächtig gegen das düstere Wetter Farbwiderstand leisten? Ging es darum, den Gesundheitsminister beim Interview in der "ZiB 2" nicht nur durch Fragen zu verunsichern?

Keine Ahnung, aber wir harren der Dinge, die da noch kommen; am Ende waren wir Zeuge eines neuen ORF-Trends! Demnächst also Armin Wolf im rosa Anzug mit gelber Krawatte, Gerald Gross ganz in Weiß? Der Farbkombinatorik sind in einer freien Gesellschaft ja keine Grenzen gesetzt. (Ljubisa Tosic/DER STANDARD; Printausgabe, 28.1.2009)