Rom - Ihr Fall füllt Unmengen an Gerichtsakten. Ihr Schicksal sorgt in Italien für emotionsgeladene Polemiken. Aber davon weiß die Betroffene nichts: Seit ihr Wagen am 18. Jänner 1992 auf vereister Fahrbahn ins Schleudern geriet, lebt Eluana Englaro im Koma.

Dass sie "lebt", bestreiten jedoch die Eltern der heute 38-Jährigen, die sich seit Jahren darum bemühen, den "rein vegetativen Zustand" ihrer Tochter "würdevoll zu beenden". Doch obwohl ein Urteil des Obersten Gerichtshofes in Rom ihren Wunsch mittlerweile legitimiert, scheiterten sie bisher am vehementen Widerstand des regierenden Rechtsbündnisses und des Vatikans.

Am Dienstag entschied nun auch das Verwaltungsgericht der Lombardei, dass die Region zur Vollstreckung des Urteils verpflichtet ist. Die Weigerung der Krankenhäuser, die Komapatientin sterben zu lassen, sei ein "illegaler Akt." Den Präsidenten der Lombardei, Roberto Formigoni, kümmert das wenig: "Unsere Krankenhäuser sorgen für das Leben, nicht für den Tod."

Dass die Region Piemont sich letzte Woche dazu bereiterklärt hatte, dem Wunsch der Eltern nachzukommen, wertete Kardinal Ugo Poletti als "Beihilfe zum Mord". Gottes Gesetz stehe über dem menschlichen, warnte der Turiner Erzbischof. Die Präsidentin der Region, Mercedes Bresso, stellte klar: "Wir leben nicht im Land der Ayatollahs." Eine Klinik in Udine hat jetzt ihre Bereitschaft erklärt, Eluana Englaros 17-jähriges Koma zu beenden. (mu/DER STANDARD, Printausgabe, 28.1.2009)