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Die Strecke ist zu 80 Prozent vom Ziel aus einsehbar.

Foto: APA/Egarter

Val d'Isere - Die Alpinskiläufer ermitteln ihre Weltmeister von 3. bis 15. Februar in Val d'Isere auf zwei steilen und anspruchsvollen Bergen. Während der Solaise komplett den Damen vorbehalten ist und zuletzt 1968 Schauplatz von internationalen Rennen war, ist die Geschichte des mehr berüchtigt als berühmten Bellevarde untrennbar mit jener von Patrick Ortlieb verbunden, der auf der "Face" am 9. Februar 1992 die Olympia-Abfahrt gewann. Der französische Skiort war für den ÖSV schon oft ein guter Boden, seit der Gründung des Weltcups 1967 wurden bereits 43 Siege in Rot-Weiß-Rot (31 bei den Herren, 12 bei den Damen) gefeiert.

Schwierige Verhältnisse

Ski-Rennen in Val d'Isere - das bedeutet aber auch oftmals schwierige Verhältnisse mit Neuschneemengen, Nebel und Wind. Kurios ist, dass die geplante WM-Generalprobe der Speed-Fahrerinnen im Dezember 2007 wegen Schneemangels abgesagt werden musste. Und so werden die Speed-Rennen für die Damen wegen der Streckenunkenntnisse (es gab nur wenig Trainingsmöglichkeiten zum Kennenlernen) zur echten Herausforderung, die Piste "Rhone Alpes" wurde für die Welttitelkämpfe neu angelegt und hat ein Maximalgefälle von 53 Prozent.

Maximalgefälle von 70 Prozent

Die Herren, die nach den Winterspielen die "Face" fluchtartig verließen und ihre Weltcup-Rennen in Val d'Isere infolge auf der "Oreiller-Killy" bestritten, kehrten indes Ende Jänner 2008 auf die Olympiapiste zurück. Anstatt 3.048 Meter ist die Strecke nur noch 2.988 m lang, sie bietet mit den "Buckeln der Catherine", "Kurve P2", "Große Mauer", "Glockenblume" und "Cathiard-Buckel" aber die zahlreichen anno dazumal von Jean-Claude Killy und Bernhard Russi ausgetüftelten Streckenteile und hat ein Maximalgefälle von 70 Prozent. Die Strecke ist zu 80 Prozent vom Ziel aus einsehbar.

Super G-ähnlicher Kurs

Beim ersten Abfahrtstraining vor einem Jahr auf wegen Nebels verkürzter Strecke gab es wenig Zuspruch für die "Face de Bellevarde". "50 Prozent kannst du hier mit Super-G-Skiern fahren. Es hat mir die Skier so oft quergestellt, wie sonst nirgends. Auf den letzten 25 Sekunden bin ich schon blau gewesen", hatte der Schweizer Didier Cuche gemeint. "Schnell ist was anderes. Man kommt sich beschissen vor, wenn man im Ziel ist. Schlechte Sicht, brutal kurvig und unruhig", hatte Mario Scheiber gemeint. Christoph Gruber fand ebenfalls keine schönen Worte: "Ein brutaler Kampf von oben bis unten. Mir ist immer noch schwindlig. Drei, vier Kurven sind ein Wahnsinn, richtige Spitzkehren. Ich komme mir vor wie zurückversetzt in die 90er Jahre."

Kurs vorgegeben

Die Problematik ist, dass das Gelände eine andere Kurssetzung kaum zulässt. So meinte der Liechtensteiner Marco Büchel: "Man kann niemanden einen Vorwurf machen, die haben hier nicht viele Möglichkeiten. Wenn sie anders setzen, dann müssen sie hier eine Flotte von Hubschraubern herstellen." Der Salzburger Hermann Maier hatte sich in den kollektiven Unmut nicht eingereiht: "Das ist eine neue Herausforderung, denn die anderen Strecken bin ich alle schon gefahren." Für das zweite Training war die Linienführung etwas verändert worden, was unter den Rennläufern willkommen geheißen wurde.

Absage 2008

Cuche versuchte die Abfahrt mit anderen zu vergleichen und meinte: "Die technischen Schwierigkeiten von Beaver Creek, die Länge von Wengen, die Steilheit von Kitzbühel und das Drehen von Bormio, was fehlt ist das Tempo." Die Abfahrt wurde dann allerdings wegen Neuschnees abgesagt, die Super-Kombination gewann der US-Amerikaner Bode Miller. Im Dezember 2008 machte der Weltcup erneut Station in Val d'Isere, den Riesentorlauf gewann der Schweizer Carlo Janka, die Super-Kombination holte sich der Pitztaler Benjamin Raich, und mit dem Slalom wurde wieder einmal ein Rennen vom Nebel verschluckt.

"Immer wieder Steilhang und Mausefalle"

Die Olympiaabfahrt 1992 hat Ortlieb vor dem Franzosen Franck Piccard und seinen Landsmann Günther Mader gewonnen. Die Befürchtungen bewahrheiteten sich nicht, und am Ende gewann doch ein echter Abfahrer. Dem Olympiarennen waren zahlreiche Diskussionen vorausgegangen. "Das ist das Extremste, was ich je gesehen habe, das ist ein Kitzbühel von oben bis unten, immer wieder Steilhang und Mausefalle, aber ohne leichten Stellen", hatte Sepp Messner, der Sicherheitsbeauftragte der FIS gemeint. Und Russi musste sich verteidigen: "Wir konstruieren bestimmt keine Todespiste. Das ist die anspruchsvollste und vollkommenste Abfahrt, die ich je gebaut habe. Da kommt jeder runter."

Kein Gleitstück

Wegen der vielen Kurven müsse der Rennläufer die Geschwindigkeit permanent kontrollieren, wer leichtsinnig sei, werde nicht gewinnen, meinte Russi. Und daran lag auch der große Kritikpunkt, dass ein Gleitstück fehle und die Abfahrt eher ein Super-G sei. Passiert ist zum Glück nichts. Das unfallfreie Premierenrennen auf der aus dem Fels geschlagenen "Face de Bellevarde" hatte übrigens am 29. März 1990 der Franzose Franck Piccard gewonnen. Und die für Februar 1991 geplanten ersten zwei Weltcup-Abfahrten, die als Olympia-Generalprobe gelten sollten, waren wegen Neuschnees, Nebels und Wind ausgefallen. Wie im Vorjahr die WM-Generalprobe. (APA)