Rom - Friedensnobelpreisträger Elie Wiesel hat entsetzt auf die Entscheidung von Papst Benedikt XVI. reagiert, einen Holocaust-Leugner im Bischofsrang zu rehabilitieren. Mit der Aufhebung der Exkommunikation des Traditionalisten Richard Williamson habe Benedikt "der vulgärsten Erscheinung des Antisemitismus" Glaubwürdigkeit verliehen, sagte Wiesel am Mittwoch der Nachrichtenagentur Reuters in einem Telefoninterview. Er frage sich, was sich der Papst bei der Entscheidung gedacht habe, sagte Wiesel. Es sei beunruhigend, dass das Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche wissentlich so weit gegangen sei.

"Das Ergebnis der Entscheidung ist einfach: Einem Holocaust-Leugner Glaubwürdigkeit zu verleihen, bedeutet, dass es uns Juden gegenüber an Feingefühl fehlt", sagte Wiesel, der die Konzentrationslager Auschwitz und Buchenwald überlebt hat. Eine unwissentliche Entscheidung des Papstes schloss Wiesel aus: "Oh nein! Die Kirche weiß, was sie tut, besonders auf der Ebene des Papstes, diesen Mann wieder aufzunehmen. Sie wissen, was sie tun, und sie taten es absichtlich. Ihre Absichten kenne ich aber nicht." Er könne dem Vatikan keinen Rat geben, wie die Dinge wieder in Ordnung gebracht werden könnten. "Der Vatikan hat die Situation herbeigeführt. Nun muss er sie auch lösen." (APA/Reuters)