Bild nicht mehr verfügbar.

Was ihre Zähl-Fähigkeiten anbelangt können sich Honigbienen durchaus mit Schimpansen messen.

Foto: AP/Mike Groll

Würzburg - Zu welchen erstaunlichen Dingen Insekten fähig sind, stellen vor allem Bienen immer wieder unter Beweis. Nun haben Wissenschafter bei den Honigsammlern erneut eine Fertigkeit festgestellt, die bisher nur bei Säugern und Vögeln - und da insbesondere bei hochentwickelten Arten - auftritt: Bienen können zählen - allerdings nur bis vier, was sie in dieser Hinsicht immerhin auf die Stufe von Menschenaffen stellt.

"Die Bienen sind so leistungsfähig wie ein Schimpanse, was die Unterscheidung der Zahl von Objekten angeht", sagte Professor Hans J. Gross, Biochemiker und Mitglied der "BEEgroup" an der Universität Würzburg. Diese neuen Erkenntnisse zur Bienen-Mathematik hat die von Wissenschaftler Jürgen Tautz geleitete "BEEgroup" gemeinsam mit australischen Kollegen nun im Fachjournal "PLoS One" (online) veröffentlicht.

Die Wissenschaftler haben erstmals die Mengenvorstellung eines wirbellosen Tieres untersucht. Dass Tauben und Schimpansen eine gewisse Anzahl von Objekten erfassen können, sei bekannt. Von Bienen habe man dies bisher nicht gewusst.

Röhrenexperiment

Von 2006 bis 2008 ließ das deutsch-australische Team Bienen durch Plexiglasröhren fliegen. Direkt an die Einflugöffnung malten die Wissenschaftler kleine Objekte - also beispielsweise drei schwarze Punkte. Am Ausgang musste sich die Biene dann zwischen drei gemalten Zitronen und vier grünen Blättern entscheiden, um an ihre Nahrung zu kommen. Die Bienen merkten sich Gross zufolge die gesehene Punktezahl am Eingang der Röhre - also drei - und lernten, dass sie am Ausgang in die Richtung fliegen müssen, wo ebenfalls drei Objekte angezeigt wurden.

Dabei habe das gesehene Objekt an sich - Stern, Blatt, Punkt oder Obst - keine Rolle für die Insekten gespielt. So machte es keinen Unterschied, ob die Bienen mit ihnen vertrauten oder mit vorher noch nie gezeigten Objekten arbeiten mussten. Mengen wie vier gegen fünf und höhere Paarungen konnten dagegen von den Insekten nicht mehr unterschieden werden.

Zählen nicht erlernbar

"Die Biene lässt sich nicht ablenken von dem Objekt selbst, sondern sie hat gelernt, dass es nur auf die Anzahl ankommt", erläuterte der Biochemiker. In mehr als 70 Prozent aller Versuche mit vier oder weniger Objekten habe sich die Biene richtig entschieden und sei zu ihrer Nahrung gelangt. "Das ist eine angeborene Fähigkeit von Mensch und Tier, die man nicht erlernen kann."

Nach Gross' Worten können Menschen vier Objekte gleichzeitig erkennen, ohne zu zählen, bei der Honigbiene seien es drei. Ab einer Menge von vier nehme die Biene Objekte als "viel" wahr, sie könne aber nicht unterscheiden, ob es vier, fünf oder mehr sind. Im Alltag nutzt die Biene ihre nummerischen Fähigkeit vermutlich, um sich beispielsweise die Anzahl von Häusern oder Bäumen bei ihrem Stock oder in ihrem Revier zu merken. (APA/red)