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Foto: REUTERS/Herwig Prammer

Wien - Joseph Haydn ist einer der berühmtesten Komponisten seiner Zeit gewesen, seine Werke werden noch heute in Konzerten rund um die Welt gespielt. Doch wie Haydn privat gewesen ist, das wissen viele Menschen nicht. Genau diesem Thema widmet sich die Dauerausstellung "Haydns letzte Jahre", die das Wien Museum zum Auftakt des Gedenkjahres zum 200. Todestag ab Donnerstag im Haydnhaus zeigt. In der Wohnstätte nahe der Gumpendorfer Straße verbrachte er die letzten zwölf Jahre bis zu seinem Tod 1809. Im Fokus der Ausstellung steht genau jene Zeit, die er in diesem Haus wohnte.

"Wir zeigen sein Leben hier, seinen Tagesablauf, wer ihn besucht hat, welche Werke er hier geschrieben hat und was für eine Person er eigentlich war", erklärte Ausstellungskurator Werner Hanak-Lettner bei einem Pressegespräch am Mittwoch. Den Besuchern soll sowohl der Alltag Haydns als auch das "Drama" um seine Person näher gebracht werden. "In den letzten Jahren hatte Haydn mehr und mehr Probleme mit dem Gedächtnis und tat sich immer schwerer mit dem Komponieren", so Hanak-Lettner.

"Weltoffen und selbstironisch"

Wertvolle Hinweise über das Leben im Haydnhaus erhielten die Ausstellungsmacher durch die zahlreichen Besucher, die Haydn ihre Aufwartung machten. Vielen von ihnen haben nämlich ihre Visiten dokumentiert. "Das war für uns ein Glück. So haben wir zum Beispiel erfahren, dass Haydn einen Papagei besessen hat oder dass er Dienstboten hatte", so der Kurator, "Auch über ihn als Menschen haben wir viel erfahren."

Ein sehr weltoffener und selbstironischer Mensch soll Haydn demnach gewesen sein. Eine Charakterisierung, die Hanak-Lettner gleich mit einem Beispiel untermauerte: "1803 hatte er eine Visitenkarte, auf der stand: 'Hin ist all meine Kraft, alt und schwach bin ich'. Überall, wo er eingeladen war und nicht hingehen wollte, hat er diese Karte hingeschickt." Die Visitenkarte ist für die Besucher zu sehen.

Ein Bleistift und eine Kanonenkugel

Zwei Ausstellungsstücke faszinieren den Kurator aber besonders: ein Bleistift und eine Kanonenkugel. "Der Bleistift ist ein Symbol dafür, dass er gegen Ende hin nicht mehr so gut schreiben konnte, weil er schon so schwach war", erklärte Hanak-Lettner. Die Kanonenkugel, eine Leihgabe des Heeresgeschichtlichen Museums, steht stellvertretend für jene Kugel, welche die französische Armee Anfang Mai 1809 von der Mariahilfer Linie aus in seinen Innenhof geschossen hat. Diese Kugel hatte Haydn so verschreckt, dass er sich davon nicht mehr erholte. Ende des Monats, am 31. Mai, starb er.

Ein Schmuckstück des Haydnhauses ist der kleine Garten im Innenhof, der erstmals für Besucher geöffnet wird. Er wird derzeit neu gestaltet und soll einen "Nutz- und Ziergarten präsentieren, wie er um 1800 ausgesehen haben könnte", erklärte Christian Kircher, Finanzdirektor des Wien Museums. Die Eröffnung des Gartens erfolgt Ende Mai anlässlich eines großen Festes (29. - 31. Mai) zum Todestag Haydns. Geplant sind dabei unter anderem Konzerte, Tanzaufführungen und Vorträge bei freiem Eintritt. (APA)