Wien - Ob nach dem Crash-Jahr 2008 für die Aktienmärkte das Schlimmste schon vorbei ist, darüber scheiden sich die Geister von Researchteams. Das US-Researchhaus Ned Davis, ein Kooperationspartner des Wiener Bankhauses Kathrein, glaubt, dass der Boden schon erreicht ist, in vielen exponierten Branchen Ängste der Märkte bereits eingepreist seien. Gegen das Jahr 2010 erwarten die US-Experten infolge der umfangreichen Kriseninterventionen allerdings einen Inflationsanstieg. Die Kathrein-Bank selber ist für die Märkte etwas pessimistischer, insbesondere was eine Erholung von Bankaktien betrifft.

Thimothy W. Hayes, Chief Investment Strategist von Ned Davis, ist überzeugt, dass es schon im ersten Halbjahr 2009 zu einer starken Erholung des Aktienmarkts kommt, angeführt von jenen Branchen, die zuletzt am stärksten verloren hätten. Dazu zählt er Aktienwerte in Schwellenländern, dem japanischen Markt, im Banken- und insbesondere im Rohstoffsektor. Die Bankenwerte seien international "extrem überverkauft", meinte er heute vor Journalisten. Extrem hohe Volatilität, hohe Credit-Spreads sowie enorme Risikoaversion und Furcht von Anlegern kennzeichneten üblicherweise eine Bodenbildung. Er räumte aber ein, dass die Finanzwelt noch nie so hohe Volatilitäten gesehen hat. Nicht einmal in den 1930-er Jahren haben die Märkte dabei ein solches Tempo hingelegt.

Für Harald Holzer, Chief Investment Officer der Kathrein Bank, der die in der Finanzmarktkrise gebeutelten Bankenwerte schon das ganze Jahr 2008 stark untergewichtet hat, sind Banken-Titel erst dann wieder ein langfristiges Investment, wenn das Ausmaß von Abschreibungen infolge der Finanzkrise und der jetzt neu entstehenden Wertberichtigungen für Kredite im Zuge der Rezession vorliegt, wie er sagte.

Aktien werden nach Meinung der heute in Wien tagenden Experten von Ned Davis heuer die Performance von Anleihen übertreffen. Corporate Bonds sollten, so Hayes, noch besser performen als die zuletzt nachgefragten Staatsanleihen.

Marko Musulin, Gründer und geschäftsführender Gesellschafter glaubt nicht, dass die Aktienmärte im November schon ihre Tief erreicht haben, "Wir halten Aktien immer noch für überbewertet", sagte er am Mittwoch in Wien. Das Motto für 2009 sei "return of capital und nicht return on capital", also weniger die Rendite als der Vermögenserhalt. (APA)