Moskau - Die russische Kurzstreckenrakete "Iskander" (NATO-Code: SS-26) hat Militärangaben zufolge in ihrer Basisversion (Tender/Iskander-M) je nach Nutzlast eine Reichweite von rund 400 Kilometern. Von Kaliningrad aus könnte die Boden-Boden-Kurzstreckenrakete demnach beispielsweise bis an die deutsche Grenze fliegen. Die taktische Präzisionswaffe ist im Ernstfall mit zwei Atomsprengköpfen bestückbar. Da die "Iskander"-Raketen auf geländegängigen Lastwagen montiert werden, können sie schnell verlegt und gestartet werden. Moskau hatte in der Vergangenheit gedroht, damit die geplante US-Raketenabwehr in Mitteleuropa zu zerstören.
Die Flugkörper sollen Gefechtsköpfe bis auf wenige Meter genau ins Ziel transportieren können. Sie wurden noch zu Sowjet-Zeiten als Ersatz für die Kurzstreckenrakete "Oka" (SS-23) entworfen. Das System verletzt bisher nicht den 20 Jahre alten INF-Vertrag, in dem Moskau und Washington ein Verbot aller Mittelstreckenraketen mit einer Reichweite zwischen 500 und 5.500 Kilometern festschrieben. Laut dem Chefredakteur des britischen Fachmagazins "Jane's Missiles & Rockets", Doug Richardson, arbeiten die Russen aber an einer Weiterentwicklung mit einer Reichweite über 400 Kilometer hinaus.
Nach Militärangaben sollen erste Truppenteile mit "Iskander"-Komplexen ausgestattet worden sein. Ziel ist es, die Armee bis 2015 mit 120 Raketen dieses Typs auszustatten. Experten vermuten dagegen, dass sich die Rakete noch immer in der Erprobungsphase befindet und bisher nur ein Prototyp stationiert wurde. Probleme bereitet unter anderem noch die Zielerfassung, da das GLONASS-Satellitennavigationssystem nicht richtig funktioniert.
Die russischen Generäle brüsteten sich zuletzt damit, dass beim Südkaukasus-Krieg im August 2008 gegen Georgien "Iskander"-Raketen abgefeuert worden seien. Auch im Nordkaukasus und im äußersten Osten des Landes sollen sie eingesetzt worden sein. 2007 teilte Moskau zudem den Verkauf von für den Export bestimmte Version Iskander-E mit beschränkter Reichweite von 280 Kilometern an Weißrussland mit; Verkäufe an den Iran und an Syrien dagegen wurden stets dementiert. (APA/dpa)