Wien - "Diese Studie ist Theorie - die Ergebnisse haben sich in der Praxis nicht gezeigt" , sagt Zekirija Sejdini. Und Sejdini ist in der Praxis tätig. Der gebürtige Mazedonier ist seit drei Jahren als Fachinspektor der IslamischenGlaubensgemeinschaft für die Religionslehrer zuständig.

"In den drei Jahren gab es keinen Vorfall, bei dem sich ein Direktor mit diesem Problem an mich gewandt hätte." Mit "diesem Problem" meint der Religionslehrer manche Ergebnisse, zu denen Studienautor Mouhanad Khorchide in seiner Dissertation gekommen war. Beispielsweise, dass die Lehrer einen Widerspruch darin sehen, gleichzeitig Europäer und Moslem zu sein (28 Prozent), oder dass sie die Menschenrechtserklärung ablehnen würden, weil sie mit dem Islam nicht vereinbar sei (27 Prozent), oder dass sie ihre Schüler befähigen müssten zu erkennen, dass sie besser sind als ihre nichtmuslimischen Mitschüler. "Aber gut, das ist eine Studie. Wie sie gemacht ist, das müssen wir uns noch anschauen."

Zeynep Elibol, Direktorin der Islamischen Fachschule für soziale Bildung und Religionslehrerin, findet es gut, dass die Studie gemacht wurde: "Alles, was in Richtung Extremismus und Indoktrinierung geht, hat keinen Platz. Man darf aber nicht glauben, dass alle Muslime bedenkliche Meinungen vertreten."

Sejdini findet es schade, dass nun die Fortschritte nicht gesehen würden, beispielsweise, dass immer mehr Lehrer Deutsch als Muttersprache haben.

134 islamische Religionslehrer unterrichten an 400 Wiener Schulen 18.000 Schüler. Die Lehrer werden von der Glaubensgemeinschaft geschickt, die Direktoren haben kein Mitspracherecht. (Marijana Miljković/DER STANDARD Printausgabe, 29. Jänner 2009)