Während Länder wie Island unter den Rettungsschirm der Eurozone flüchten wollen, ist der Schirm der Währungsunion vom heftigen Sturm an den Kapitalmärkten bereits ordentlich zerzaust worden. Auf dem Markt für europäische Staatsanleihen tobt derzeit ein wahrer Orkan. In nur wenigen Tagen schwankten die Preise für die sonst so stabilen Staatspapiere mehrere Prozentpunkte nach oben und unten. Die Finanzkrise hat einen der zentralen Märkte für die europäische Wirtschaftspolitik erreicht, denn über Anleihen finanzieren die Staaten ihre Ausgaben.

Die realen Refinanzierungskosten für die einzelnen Länder der Eurozone werden ebenfalls auf den Märkten für Staatsanleihen bestimmt. Für zahlreiche Staaten haben sich die Kreditkosten in den letzten Wochen massiv erhöht. Die Staatsanleihen von Irland sind derzeit mit Zinsen von 6,29 Prozent gepreist - das Doppelte von Deutschland. Zahlreiche Mittelmeerländer wie Spanien und Italien zahlen ebenfalls deutlich mehr als noch vor einigen Wochen.

Die Eurozone ist damit an den Kapitalmärkten in zwei Teile geteilt worden, IWF-Chef Dominique Strauss-Kahn warnte: Die Stabilität des Währungsraumes sei in Gefahr. Auf der einen Seite stehen Deutschland und Frankreich, die niedrige Zinsen auf ihre Papiere zahlen, auf der anderen Spanien und Irland, deren Konjunktureinbruch stark und Defizit hoch ist. Auch Österreich muss mit 4,08 Prozent deutlich mehr aufwenden.

Der Chef der EZB, Jean-Claude Trichet, ging beim Weltwirtschaftsforum in Davos auf dieses Auseinanderdriften ein. Trotz des zunehmenden Renditeabstands zwischen den Staatsanleihen verschiedener Mitgliedsländer sehe er keine Gefahr für den Bestand der Währungsunion. Die Regierungen jener Staaten, deren Anleihen am Kapitalmarkt mit höheren Verzinsung gehandelt würden, müssten alles tun, um das Vertrauen in ihre Finanzpolitik wiederherzustellen. Der europäische Geldmarkt noch weit von Normalität entfernt.

Laut der Ratingagentur Fitch werden sich die Staaten der Eurozone 1988 Mrd. Euro über den Kapitalmarkt holen müssen - 17 Prozent ihrer Wirtschaftsleistung. (Lukas Sustala, Alexandra Föderl-Schmid, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 29.1.1.2009)