Das Salzburger BZÖ verlangt eine Sonderanstalt für Asylwerber nach dem Kärntner Vorbild Saualm. Als Standort bringen die Orangen den Truppenübungsplatz Aualm in St. Martin am Tennengebirge ins Spiel.

Salzburg – Salzburg soll Kärnten werden. Nach diesem Motto legt das Salzburger BZÖ seinen Wahlkampf für die Landtagswahlen am 1. März an. Obschon die Umfragedaten wenig Gutes verheißen, ist man beim BZÖ zuversichtlich, den Sprung in das Salzburger Landesparlament zu schaffen.

Inhaltlich orientieren sich die Orangen an der Salzach jedenfalls ganz an den Kärntnern. So soll nach Vorstellung von BZÖ-Spitzenkandidat Markus Fauland auch Salzburg bald eine "Sonderanstalt" für Asylwerber nach dem Modell Saualm bekommen. Als Ort für eine Salzburger Saualm hat Fauland beim Neujahrstreffen des BZÖ Mitte Jänner die Aualm im Pongauer St. Martin am Tennengebirge vorgeschlagen.

Nachnutzung des Geländes

Dass die Aualm eine Saualm werden soll, hat allerdings nichts damit zu tun, dass sich das Wortpaar so schön reimt, sondern vielmehr damit, dass eine Nachnutzung des Geländes ansteht. Derzeit ist die Aualm noch ein Truppenübungsplatz des Bundesheeres. Im Zuge der Heeresreform ist geplant, den seit 1956 militärisch genutzten Schießplatz aufzulassen.

Der geschäftsführende BZÖ-Chef Herbert Scheibner bestätigte am Mittwoch auf Nachfrage des Standard die Ernsthaftigkeit des Vorschlags. Als ehemaliger Verteidigungsminister ist Scheibner mit den Örtlichkeiten im Südosten des Tennengebirges einigermaßen vertraut: Er könne sich das „durchaus vorstellen", meint Scheibner. Allerdings müsse man vorher noch die Bevölkerung in die Entscheidung einbinden.

Die dürfte mit der „Aualm wird Saualm"-Linie des BZÖ wenig Freude haben. Bürgermeister Rudolf Lanner (SPÖ) hält Faulands Aussagen für „einen Faschingsscherz". Die Gemeinde St. Martin am Tennengebirge möchte von _einer Asylwerber-„Sonderanstalt" überhaupt nichts wissen.

Schaukäserei

Lanner schwebt vielmehr eine touristische Nutzung vor. Nach dem Abzug des Heeres will die Gemeinde einen Hektar des insgesamt 340 Hektar großen Geländes vom Bund kaufen. Lanner denkt an genau jenes einzelne Hektar, das im Bundeseigentum steht. Die restlichen 339 Hektar der Aualm sind Eigentum des katholischen Ordens „Missionshaus St. Rupert" und vom Bund nur gepachtet.


Auf dem einen Hektar Grund könnte man beispielsweise eine „Schaukäserei für Touristen" einrichten, so Lanner im Standard-Gespräch. Der romantische Talschluss beim Lammerursprung soll laut Lanner verkehrsfrei bleiben. Die Zufahrt der Gäste könnte beispielsweise mit Pferdekutschen organisiert werden. Dass das Bundesheer abzieht, begrüßt der Bürgermeister. Die Militärpräsenz führe in der Region zu keiner Wertschöpfung, da das Heer selbst den Bezug von Semmeln ausschreiben müsse.


Wenig Freude mit der Schließung des Truppenübungsplatzes haben Offiziersgesellschaft und Milizverband. Die Pachtkosten wären mit 40.000 Euro pro Jahr deutlich günstiger, als mögliche Folgekosten der Schließung. Vor allem die Säuberung und Dekontaminierung des Geländes würde große Summen verschlingen, argumentiert man beim Milizverband.


Dass mit Herbert Scheibner ein ehemaliger Verteidigungsminister die Umwidmung des Militärgeländes in eine Asylwerberunterkunft vorschlage, quittieren die Milizvertreter mit Kopfschütteln. Scheibner müsste wissen, dass die Schließung der Aualm zu deutlich längeren Anfahrtszeiten führe. In Hinkunft müssten die Salzburger Soldaten im Tiroler Hochfilzen ihre Übungen abhalten. (Thomas Neuhold, DER STANDARD Printausgabe 29.1.2009)