Rom - Der Vatikan hat mit Sorge auf den Beschluss von Israels Großrabbinat reagiert, die offiziellen Beziehungen zum Heiligen Stuhl abzubrechen, um gegen die Aufhebung der Exkommunikation des traditionalistischen Bischofs Richard Williamson zu protestieren, der den Holocaust leugnet. Angesichts der Worte des Papstes, der bei der Generalaudienz am Mittwoch jegliche Form des Vergessens, der Leugnung oder Verharmlosung der Shoah verurteilt hatte, äußerte der Vatikan die Hoffnung, dass das israelische Großrabbinat seinen Beschluss überdenken möge. Der Dialog müsse fortgesetzt werden, sagte Vatikan-Sprecher Pater Federico Lombardi.

"Die Worte des Papstes zum Thema der Shoah sollten als Antwort an diejenigen genügen, die Zweifel über die Position des Heiligen Vaters und der katholischen Kirche über das Thema ausdrücken", sagte Lombardi. Er äußerte die Hoffnung, dass der Dialog zwischen der päpstlichen Kommission für die Beziehungen zum Judentum und dem Großrabbinat Israels fortgesetzt werden könne.

Der Papst sagte am Ende der Generalaudienz, dass niemand die Shoah vergessen dürfe. "In diesen Tagen, in denen wir der Shoah gedenken, kommen mir Bilder meiner wiederholten Besuche in Auschwitz wieder in Erinnerung, einem der Lager, in dem der höhnische Mord an Millionen von Juden, den unschuldigen Opfern eines blinden Rasses- und Religionshasses, verübt wurde. Während ich erneut aus ganzem Herzen meine volle und unbestreitbare Solidarität mit unseren Brüdern, den Trägern des ersten Bundes, zum Ausdruck bringe, wünsche ich, dass die Shoah die Menschheit dazu bringt, über die unvorhersehbare Macht des Bösen, wenn es das Herz des Menschen ergreift, nachzudenken", sagte der Papst.

Die Shoah sei für alle Mahnung gegen das Vergessen, gegen die Leugnung oder die Reduzierung. "Denn Gewalt, die gegen einen einzigen Menschen ausgeübt wird, wird gegen alle verübt", so der Papst. Die Shoah lehre sowohl den alten als auch den jungen Generationen, dass nur der mühsame Weg des Aufeinanderhörens, des Dialogs, der Liebe und der Vergebung die Völker, Kulturen und Religionen der Welt zum gewünschten Ziel der Brüderlichkeit und des Friedens in Wahrheit führt."

Großrabbinat zufrieden

Israels Großrabbinat hat die Worte des Papstes als "großen Schritt nach vorne" bezeichnet. "Es handelt sich um eine sehr wichtige Aussage für uns und für die ganze  Welt", sagte der
Generaldirektor des Rabbinats, Oded Wiener, nach Angaben der italienischen Nachrichtenagentur ANSA am Mittwoch. (APA)