Wien - Immer noch unbefriedigend ist die Diagnostik von Prostatkarzinomen. Das modernste bildgebende Verfahren, die Magnetresonanztomografie, könnte Fortschritte bringen, hieß es Mittwochabend bei einem Symposium des Wiener Donauspitals und des Ambulatoriums Döbling in Wien.
"Im Jahr 2008 war Prostatakrebs mit einem Anteil von 25 Prozent die häufigste Krebsdiagnose und mit zehn Prozent die zweithäufigste Krebs-Todesursache", sagte Thomas Hambrock, Radiologe von der Radboud Universität in Nijmegen. PSA-Bluttests, die Tastuntersuchung und schließlich Nadelbiopsien sind derzeit die gängigen Schritte zur Abklärung.
Sinnlose Operation
Doch diesen Verfahren geht einfach die Genauigkeit ab. Der Experte: "Der PSA-Test hat nur eine geringe Spezifität." Er sagt nur sehr beschränkt etwas darüber aus, ob wirklich eine gefährliche Karzinomerkrankung vorliegt. Nadelbiopsien ergeben ebenfalls nur zu 65 Prozent einen brauchbaren Befund, weil sie oft den Tumor verfehlen. Hambrock: "Hinzu kommt, dass 30 Prozent der Prostatakarzinome 'indolent' sind. Sie sind klein, wachsen langsam und machen keine Probleme." Das führt dazu, dass 17 Prozent jener Männer, denen in der Folge die Prostata chirurgisch entfernt wird, "überbehandelt" werden. Bei ihnen wird operiert obwohl das gar nicht notwendig wäre.
Exakte Lagebestimmung
Hier könnte die Magnetresonanz eine Verbesserung bringen. Mit der radiologischen Untersuchungsmethode lässt sich genauer darstellen, wo sich verdächtiges Gewebe in der Prostata befindet. Für den Urologen ist im Anschluß eine gezieltere Biopsie möglich, sodass sich die Rate der rechtzeitig erkannten Prostatakarzinome deutlich erhöht. Der niederländische Fachmann: "Bei vielen Patienten lässt sich so vor einer geplanten Biopsie das Prostatakarzinom lokal eingrenzen , beziehungsweise das Tumorstadium bereits sehr exakt bestimmen." Auch bei der Frage, ob bereits Metastasen vorliegen, kann die Kernspintomographie helfen. Spezielle eisenhaltige Kontrastmittel erlauben eine verbesserte Darstellung kleinster Absiedelungen in benachbarte Lymphknoten.
Brachytherapie - Bestrahlung von innen
Die Kombination Magnetresonanz und Ultraschall ist in ihrer diagnostischen Exaktheit derzeit unübertroffen. Damit können auch unnötige chirurgische Eingriffe verhindert werden.
Attraktive Alternativen gibt es auch in der Therapie. Mit kleinen strahlenden Körnern, die in die Prostata eingebracht werden (Brachytherapie) lässt sich in bestimmten Fällen ein ähnlich gutes Behandlungsergebnis erzielen wie mit einer radikalen Operation. Diese Form der Therapie ist deutlich schonender und präziser, stellte der Vorstand der Radioonkologie vom SMZ Ost des Wiener Donauspitals, Robert Hawliczek fest. Relevante Nebenwirkungen gibt es nicht. (APA)