Wien - Die Erfolgsgeschichte in Osteuropa müsse weitergehen, auch wenn die Region derzeit mehr Schlagzeilen als Risiko- anstatt als Wachstums-Region mache, so der Tenor einer Diskussionsrunde über Chancen und Risiken in Osteuropa in Wien. Günter Thumser, Chef vom Konsumgütererzeuger Henkel Central Eastern Europe (Henkel CEE), fordert, eine gemeinsame "Marke Europa" zu kreieren. Der ehemalige EU-Agrarkommissar Franz Fischler betonte, dass sich die EU in der derzeitigen Wirtschaftskrise als "starker Arm" erweise - auch für die neue Mitgliedsstaaten.

Henkel CEE habe von der Osteröffnung besonders profitiert. Die Umsatzerlöse stammen zu rund 90 Prozent aus Osteuropa. 2009 erzielte das Unternehmen rund 2,5 Mrd. Euro an Umsatz. Laut vorläufigen Zahlen hat es im Vorjahr ein Wachstum von rund 14 Prozent gegeben, erklärte Thumser gegenüber der APA. Die genauen Zahlen sollen Ende Februar 2009 bekanntgegeben werden.

Für heuer erwartet er sich aufgrund der internationalen Wirtschaftskrise nur mehr ein einstelliges Wachstum. Die genaue Höhe sei aber aufgrund der derzeitigen Wirtschaftskrise nicht abschätzbar, da die Währungen der CEE-Staaten seit längerem von Abwertungen gegenüber dem Euro betroffen seien und sich dies auch negativ auf das in Euro ausgewiesene Wachstum von Henkel-CEE auswirke, so Thumser.

Investitionen in den Standort Wien

Henkel will heuer rund 8 Mio. Euro in den Standort Wien investieren. Aber auch in Osteuropa sollen die Investitionen weiter vorangetrieben werden. Allein in den Wasch- und Reinigungsmittelbereich sollen 2009 rund 25 Mio. Euro fließen. Darüber hinaus plant Henkel drei neue Werke in Osteuropa. Die Realisierung hänge aber von behördlichen Genehmigungsprozess ab, der nicht abschätzbar sei, so Thumser weiter.

Fischler warnte vor dem Wunsch nach "mehr Europa", etwa in der Sozialpolitik. "Eine europäische Sozialpolitik auf österreichischem Niveau wird nicht möglich sein", so Fischler, der damit auf die Finanzierung eines derartigen Sozialsystemen auf EU-Ebene anspielte. Außerdem sei er skeptisch, ob durch eine weitere Vertiefung der EU-Integration ein "signifikanter Fortschritt" erreicht werden könnte.

Für Markus Beyrer, Generalsekretär der Industriellenvereinigung (IV), war es trotz der derzeitigen Krise die richtige Entscheidung, frühzeitig in Osteuropa zu investieren. "Es gibt für die österreichische Industrie keine Alternative zu Osteuropa", sagte er. Allerdings habe sich bei der jüngsten Wirtschafts- und Finanzkrise gezeigt, dass die EU kein echtes Instrumentarien zu ihrer Bekämpfung habe.(APA)