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Opernball-Organisatorin Desirée Treichl-Stürgkh hält, die Wallung ihres "Wiener Blutes" verbergend, nach Holender Ausschau.

Foto: AP/Ronald Zak

Erst als alles vorbei war, rauschte er kurz durch den Marmorsaal der Oper - und verweigerte Interviews.

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Wien - Bei der Opernball-Pressekonferenz hat Ioan Holender seinen großen Auftritt. Und erst recht dann, wenn der Staatsoperndirektor - demonstrativ - nicht erscheint. Die Opernball-Organisatorinnen Desirée Treichl-Stürgkh und Eva Dintsis mussten die Präsentation des "Staatsballes" am Donnerstag ohne den Hausherren über die Bühne bringen. Der Herr Direktor sei bei den Proben für Eugen Onegin und komme mit den Künstlern nach, hieß es.

Sämtliche Details werden dargelegt - die wichtigen - die weniger wichtigen - die allerkleinsten, nur um Zeit bis zum gnädigen Erscheinen Holenders zu schinden. Drei "Jungdamen" vom Eröffnungskomitee werden gezeigt; heuer bekommen auch "die Buben" (Treichl-Stürgkh) "witzige Manschettenknöpfe." "Jetzt warten wir eigentlich nur noch auf den Herrn Direktor" , meint Treichl-Stürgkh einmal. "Der Herr Direktor kommt schon noch, da bin ich mir ganz sicher" , hofft Dintsis ein andermal.

Doch irgendwann ist alles präsentiert. Sogar, dass es beim Ausgang Krapfen geben werde. Und dass die Opernball-Tragetasche heuer nach dem Motto "Wiener Blut" gestaltet wurde. "Ich glaube, es ist sehr, sehr passend" , meint Treichl-Stürgkh, nach Außen gut gelaunt verbergend, dass das ihrige "Wiener Blut" in Wallung ist.

Auch die Journalisten sind keine Zeitschinder mehr, sparen sich ihre Fragen für Holender auf: die Fragen nach dem Wickel mit dem ORF; des Direktors Wunsch, Alfons Haider als Moderator durch Dominic Heinzl zu ersetzen. Oder: Ob es stimme, dass nicht nur Nicollette Sheridan als Lugner-Gast komme, sondern auch eine andere "Desperate Housewife" - nämlich Eva Longoria, auf Einladung von Superfund-Boss Christian Baha. Treichl-Stürgkh will dies nicht kommentieren - und der Herr Direktor weilt bei den Proben.

"Wir sehen nur eure Popos"


Exakt 40 Minuten nach Beginn der Präsentation, als alles schon längst vorbei ist, taucht Holender dann mit den Sängern Tamar Iveri und Ramón Vargas auf, die bei der Eröffnung singen werden. Sofort wird er von einer Traube Fotografen und Kameraleuten umringt. Eine Dame im Publikum empört sich: "Wir sehen nur eure Popos!"

Holender im Getümmel: "Red‘ ich zu Fotoapparaten? Wo sind die Journalisten? Alle beim Buffet?" Spricht's, dreht um und geht.

Treichl-Stürgkh kämpft sich durch Interviews: "Ich weiß nicht, warum er so schnell gegangen ist." Nein, sie habe das "nicht als unhöflich empfunden" .

Und Alfons Haider, am Rande des Geschehens: Wenn Direktor Holender dem ORF Vorgaben machen wolle "ist das ein bisserl so, als würden wir Änderungen bei der Opernbesetzung verlangen" . Aber Holender sei halt ein sensibler Künstler. Sein Verhältnis zu ihm? "Nicht direkt eine Hassliebe. Aber einmal ja, einmal nein, einmal kalt, einmal warm - das ist er." (RomanDavid-Freihsl, DER STANDARD - Printausgabe, 29. Jänner 2009)