AUA-Chef Alfred Ötsch muss den Sessel noch früher als geplant räumen. Der frühere Siemens-Manager bekommt eine Abfertigung, aber keine Fortzahlung seiner Bezüge.

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Wien - Das Präsidium des AUA-Aufsichtsrates hat am Donnerstagabend die sofortige Ablösung von AUA-Chef Alfred Ötsch per 31. Jänner beschlossen. Seine interimistischen Nachfolger sind die beiden Vorstandskollegen Peter Malanik und Andreas Bierwirth, die gleichberechtigt die AUA bis zum Einstieg der Lufthansa leiten werden.

Die Vertrags-Auflösung mit Ötsch sei "einvernehmlich und vertragskonform" erfolgt. Ötsch bekommt demnach eine Abfertigung, aber keine Fortzahlung seiner Bezüge. Sein Vertrag wäre bis März 2011 gelaufen. Ötsch hat auch keine Pensionsansprüche aus seiner knapp zweieinhalbjährigen Tätigkeit an der AUA-Spitze. Der ehemalige Siemens-Manager ist der am kürzesten dienende AUA-Chef. Er hatte zuletzt weder das Vertrauen der Staatsholding ÖIAG noch der Lufthansa.

Nachfolge völlig offen

Ausschlaggebend für den raschen Abgang: AUA-Aufsichtsratschef Peter Michaelis wollte, wie der STANDARD berichtete, nicht mehr länger zusehen, wie die schwer defizitäre Airline unter Ötsch weiter abdriftet. Zudem steht Ötsch eine Anklage im Siemens-Prozess bevor - es gilt die Unschuldsvermutung. Wen die Deutschen schließlich ins AUA-Cockpit schicken, ist völlig offen. Sie dürfen die Entscheidung nicht vor der Zustimmung der EU-Kommission bekanntgeben.

Der aus Deutschland stammende Sanierer Harry Hohmeister, derzeit bei der Swiss, wird nicht ins Cockpit steigen; Armin Herzwurm, der die AUA-Übernahme für die Lufthansa unter dem Codewort Aquila (Adler) vorbereitete, wohl auch nicht. Und Swiss-Chef Christoph Franz hat auch schon abgewunken. Er gilt als aussichtsreichster Kandidat für die Nachfolge von Lufthansa-Chef Wolfgang Mayrhuber, wenn dieser Ende 2010 in Pension geht.

Viele rätseln, warum Ötsch gerade jetzt abgelöst wurde. Die massiven Passagier-Rückgänge bei gleichbleibend hohen Kosten und eine paralysierte AUA, deren Verlust von Monat zu Monat größer wird, waren für den Aufsichtsrat wohl nicht länger tragbar. Dazu kommt, dass die Lufthansa - so heißt es bei den AUA-Lieferanten (OMV, Flughafen, AustroControl, Catering) - 100 Millionen Euro Einsparungspotenzial ortete.

Ötsch glaubte nicht an Ablöse

Die Deutschen werden von der EU wohl erst im zweiten Halbjahr das Okay für den Einstieg bekommen. Und das wird an strenge Auflagen geknüpft sein. Eine davon könnte sein, dass die EU die 500 Millionen Euro staatliche Mitgift erst genehmigt, wenn die AUA zuvor saniert wird.

Ötsch glaubte sich bis zuletzt fest im Sattel. Erst Ende Oktober 2008 hielt er fest: "Ich versichere allen, dass ich entgegen vieler Medienmeldungen, die von einem bevorstehenden Rücktritt sprechen, selbstverständlich an Bord bleibe und mich mit voller Kraft dafür einsetze, Austrian in eine gute Zukunft zu führen." Dies sei zum Wohle aller Mitarbeiter, der Kunden und des Standortes. (Claudia Ruff/DER STANDARD, Printausgabe, 30.1.2009)