- Zwei Wochen nach der Transplantation der Unterarme trat Franz Jamnig mit den Ärzten vor die Medien. In zwei Jahren sollen die Nerven bis zu den Fingern nachgewachsen sein. Er hofft, "dass der Wirbel aufhört".
Innsbruck - "Ich weiß, dass es eineinhalb bis zwei Jahre dauern wird, bis ich an den Fingern etwas spüre." Derzeit habe er noch Phantomschmerzen. Ruhig, etwas wortkarg, wirkt Franz Jamnig, der 41-jährige Kärntner Bahnbedienstete, der vor zwei Wochen zwei Unterarme transplantiert erhielt, als er am Mittwoch gemeinsam mit dem Innsbrucker Ärzteteam vor die Medien trat.
Einen Millimeter pro Tag wachsen die Nerven nach. "Bei 35 Zentimetern vom Ellenbogen bis zur Hand, können Sie ausrechnen, wie lange das dauert", sagt Chirurgiechef Raimund Margreiter.
Zu seinen neuen Armen sagt Jamnig: "Ich denke nicht daran, dass sie von jemandem anderen sind. Und ob sie schön sind. Ich hoffe nur, dass sie dann funktionieren." Auch bei den Angehörigen des Spenders bedankte er sich. Laut Margreiter habe es eine erste leichte Abstoßungsreaktion des fremden Gewebes gegeben. Die aber sofort erkannt worden sei.
Immunsuppressiva
Dies sei nichts Ungewöhnliches für die ersten postoperativen Wochen. Die Dosis der Immunsuppressiva sei leicht erhöht worden. Bei solchen Transplantationen sei besonders auf die genaue Dosis zu achten. Anders als bei Organverpflanzungen handle es sich um keine lebenswichtigen Körperteile. "Da muss man schon gut schauen, dass es zu keinen Komplikationen kommt, die womöglich lebensbedrohend sind."
Drei Physio- bzw. Ergotherapeutinnen kümmern sich derzeit nahezu ganztägig um den Patienten. Die Fingergelenke werden passiv bewegt und ein Sensibilitätstraining mit dem Gehirn wird durchgeführt: Der Patient muss sich bestimmte Bewegungen vorstellen, um spätere Handbewegungen zu erleichtern.
Die umfassende Betreuung macht es nötig, dass der Patient noch mehrere Wochen in der Klinik bleibt. Wie lange, ist offen. Worauf er sich freue? "Dass der Wirbel aufhört."
Margreiter und die plastische Chirurgin Hildegunde Piza stellten klar, dass in Innsbruck nur beim Verlust beider Hände transplantiert werde. Nicht aber bei einer. "Mit einer Hand können sich die meisten noch behelfen. Wenn jemand keine mehr hat, kann er nicht mehr fühlen. Da muss man sich erst hineinfühlen", so Margreiter. (Benedikt Sauer, DER STANDARD, Print, 06.03.2003)