Das große Möbelrücken ist abgeschlossen. Die modernen Designerstücke von Susanne Riess-Passer gefielen ihrem Nachfolger im Vizekanzleramt, Herbert Haupt, nicht - er ersetzte sie durch traditionelles Mobiliar, das am Dachboden des historischen Palais Dietrichstein lagerte.

Das große Kompetenzenrücken hingegen ist noch im Gange: Das Ministeriengesetz wurde Donnerstag im Nationalrat eingebracht, nicht aber beschlossen, Änderungen sind möglich. Klar ist: Die FPÖ verliert nicht nur Regierungsposten, sondern auch Kompetenzen an die ÖVP.

So wird das Sozialministerium, aus dem schon unter Schüssel I Sektionen an Martin Bartensteins Arbeitsressort wanderten, wieder geteilt: Die Bereiche Frauen, Gleichbehandlung und selbst Veterinär gibt (Tierarzt) Haupt an ÖVP-Ministerin Maria Rauch-Kallat ab, auch der große Gesundheitsbereich übersiedelt zu ihr. Damit ist Rauch-Kallat für Krankenkassen und Unfallversicherung zuständig, unterstützt von FPÖ-Staatssekretär Reinhart Waneck. Gesundheitsstaatssekretär Waneck freut diese Neuverteilung: "So muss ich mich nicht mehr alleine mit den Krankenkassen herumärgern, das ist eine Qualitätsverbesserung."

Haupt, assistiert von Staatssekretärin Ursula Haubner, bleiben Pensionen und Behinderte, neu bekommt er den Konsumentenschutz, den die ÖVP ungern bei Justizminister Dieter Böhmdorfer (und dessen Banken-Klagen) sah.

Auf einen Aufpasser-Staatssekretär für Finanzminister Karl-Heinz Grasser hat die FPÖ verzichtet. Dahinter steckt, versichert ein FPÖ-Minister, eine ausgeklügelte Strategie: "Auf Schwarze im Finanzministerium müssen wir null Rücksicht nehmen. Die können wir voll angreifen, wenn sich die Steuerentlastung wieder verzögert."

Finz träumt Doppelfinz

Staatssekretär im Finanzministerium bleibt ÖVP-Mann Alfred Finz. Er liest gerade das Buch "der Staatssekretär" und träumt davon, ein Novum zu werden: eine Art doppelter Staatssekretär, der zu den Finanzen auch die Agenden Beamten aus dem Bundeskanzleramt übernimmt. "Das könnte durch eine Beauftragung des Kanzlers erfolgen", meint Finz. Allerdings sieht er selbst dabei verfassungsrechtliche Probleme. Die sieht das Kanzleramt auch und meint: Für Beamte ist der Kanzler zuständig. Wolfgang Schüssel übernimmt den öffentlichen Dienst (mit Beamtenverhandlungen) aus dem Vizekanzleramt, kann also die Verwaltungsreform mit "seinen" schwarzen Landeshauptleuten verhandeln. Auch der Sport wandert zu Schüssel. Und damit auch FPÖ-Sportstaatssekretär Karl Schweitzer, der mit Franz Morak in die Hofburg übersiedelt.

Immerhin, die Forschung konnte die FPÖ behalten: Sie wandert nicht zu Bildungsministerin Elisabeth Gehrer. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 7.3.2003)