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Bozen - Jüngste DNA-Untersuchungen haben ergeben, dass der Mann aus dem Eis vor seinem mysteriösen Tod im Südtiroler Teil der Ötztaler Alpen Rotwildfleisch und Getreide gegessen hatte. Unklar bleibt weiterhin, ob Ötzi vor rund 5.300 Jahren Opfer eines Ritualmordes oder einer Gewalttat geworden ist.

Ötzi muss bereits etliche Stunden vor seinem plötzlichen Tod im Hochgebirge unterwegs gewesen sein, aller Wahrscheinlichkeit nach nicht als Hirte sondern als Jäger. Dies hat der Anthropologe Univ.-Prof. Franco Rollo von der Universität Camerino (Rom) herausgefunden, der im Jahr 2000 mit der Untersuchung der Proben aus dem Verdauungstrakt der Gletschermumie betraut worden war und nach zwei Jahren aufwendiger Analysen interessante Schlussfolgerungen zog.

Länger unterwegs

In seiner ersten öffentlichen Darlegung der Ergebnisse seiner DNA-Untersuchungen am Donnerstagabend im Südtiroler Archäologiemuseum in Bozen, wo Ötzi "ruht", bezweifelte Rollo, dass Ötzi ein einfacher Hirte gewesen sei. Vieles spreche dagegen. In Ötzis Magen habe der Anthropologe ausschließlich Spuren von Jagtieren ausfindig machen können: Rotwildfleisch und Getreide in der letzten Mahlzeit sowie Steinbockfleisch und Getreide aus der vorletzten Mahlzeit und Getreide aus der vorletzten Mahlzeit. Gefunden wurden auch Reste von Pflanzen, wobei es sich um wilde Früchte handeln könnte.

Laut Rollo hatte Ötzi eine nicht unwesentliche Menge an Kiefernpollen eingeatmet, woraus sich schließen lasse, dass sich der Eismann mindestens einen halben Tag vor seinem Ableben bereits auf rund 2.000 Metern Meereshöhe aufgehalten hatte und dass es Mai oder Juni war, als er von einem Pfeil tödlich getroffen wurde.

Die DNA besagt laut Rollo nicht, woher Ötzi gekommen war, sie beweise lediglich, dass er sich an seinem Todestag im Hochgebirge aufgehalten habe. Vielmehr müsse man sich die Frage stellen, ob es Parallelen zwischen den letzten Mahlzeiten und der Todesursache gibt. Für den Wissenschafter ist klar: Ötzi habe Fleisch gegessen, das er jagte. Ötzi sei wie ein Jäger ausgerüstet gewesen, und Ötzi sei erschossen worden wie ein Jagdtier.

Jagdunfall?

Für die Hypothese, dass der Mann aus dem Eis Opfer eines Ritualmordes geworden sei, findet Rollo keine Bestätigung, da dem Toten weder das wertvolle Werkzeug noch die Kleider abgenommen worden waren. Vielmehr könne angenommen werden, dass er von einem zweiten Jäger erschossen wurde. (APA)