Belgrad - Für den serbischen Ministerpräsidenten Zoran Djindjic ist Kosovo mittlerweile die "Staatsfrage Nummer eins". Der Status der derzeit unter UNO-Verwaltung (UNMIK) stehenden Provinz sei im Grunde der Status von Serbien, sagte Djindjic in einem Interview mit der Tageszeitung "Vecernje novosti" (Freitag-Ausgabe). "Wir dürfen uns nicht mehr damit begnügen, die Staatssouveränität nach außen zu genießen, während wir im Lande von einem achten Passagier zerfressen werden. Wir brauchen kein Kuckucksnest", sagte Djindjic.
Das primäre Ziel der UNMIK, eine multiethnische Gesellschaft aufzubauen, ist für den Premier kaum realistisch: "Im Kosovo haben Albaner und Serben nie zusammen, sondern nur nebeneinander gelebt. Eine multiethnische Kosovo-Gesellschaft ist eine große Illusion. Sie hat nie existiert, es hat nur eine Gesellschaft der zwischenethnischen Koexistenz gegeben". Er würde sich das Kosovo als eine Föderation wünschen, mit der Serbien "asymmetrische Beziehungen" unterhalten würde.
Ende nächster Woche beginnen in Pristina die ersten Gespräche zwischen serbischen und Kosovo-albanischen Regierungsvertretern seit dem Krieg (1998-1999). Die von der serbischen Sozialministerin Gordana Matkovic geleitete Regierungsdelegation trifft mit Vertretern der Kosovo-Behörden und der UNMIK zusammen, um über die Lösung einzelner konkreter Probleme - wie etwa soziale Fragen, Transport oder Energiewirtschaft - zu diskutieren. Das Treffen wurde von UNMIK-Leiter Michael Steiner initiiert. Über den Status der Provinz wird allerdings nicht verhandelt. (APA)