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Foto: APA/dpa/Ken Liu

Graz - Die Wahrscheinlichkeit, unter den 198 ordentlichen ProfessorInnen der Universität Graz auf eine Frau zu stoßen, beträgt ganze 6,6 Prozent. Das entspricht dem österreichischen Durchschnitt - aber schon lange nicht mehr dem europäischen Mittelwert mit zumindest elf Prozent und schon gar nicht jenem von beispielsweise Finnland, wo der Frauenanteil im Professorenkollegium beinahe die 20-Prozent-Marke erreicht. "Wir haben einiges erreicht, aber es bleibt noch viel zu tun", so Vizerektorin Ada Pellert, die eine Broschüre mit den "weiblichen Kenndaten" der Universität vorgelegt hat.

"Die Gesamtzahl von Frauen an der Universität ist hoch", so Pellert. Bei differenzierter Betrachtung wird allerdings deutlich, dass lediglich der Anteil der Frauen im Bereich der allgemeinen Bediensteten groß ist, während der Anteil der Frauen im wissenschaftlichen Bereich disproportional niedrig ist. "Nach oben hin wird die Luft für Frauen dünn", schlussfolgert Pellert.

Dominanz bei Studierenden

Unter den Studierenden dominiert mittlerweile das weibliche Geschlecht: 60 Prozent der Studierenden sind Frauen und auch beiden Diplomabschlüssen liegen die Frauen mit rund 1.300 Diplomen (gegen 800 Diplomen der männlichen Kollegen) voran. Das Lehrpersonal allerdings ist nach wie vor männlich dominiert, der Anteil der Professorinnen stagniert bei knapp über sechs Prozent. Nur 13 Frauen haben eine ordentliche Professur inne, von den 106 Instituten werden lediglich sechs von Frauen geleitet.

"Die Statistik der wissenschaftlichen Bediensteten zeigt einen Abwärtstrend für Frauen, je höher die Position rückt", so auch Ilse Wieser, die im Auftrag der Vizerektorin die Broschüre "Die Situation der Frauen an der Universität Graz" erstellt hat. Das Rektorat ist auch einer der wenigen Bereiche, in dem die Geschlechterproportionalität funktioniert: Hier stehen den zwei Vizerektoren zwei Vizerektorinnen gegenüber. "Im jüngst bestellten Universitätsrat finden sich allerdings wieder nur zwei Frauen unter den insgesamt neun Mitgliedern", bedauert die Vizerektorin.

Frauenförderungsprogramm

Die Universität hat vor zwei Jahren ein Frauenförderungsprogramm aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds gestartet. In dem Seminarprogramm können sich Wissenschafterinnen Know-how über Verhandlungsstrategien, Teamtechniken aber auch Informationen über Dienstrecht und Frauenförderungsmaßnahmen, Fundraising, Projektakquisition und -management holen. Weiters will man mit einem finanzielles Anreizystem die Frauenförderung weitertreiben: Seit 2001 wurde jährlich eine Gesamtsumme von rund 100.000 Euro an jene drei Fakultäten vergeben, die am erfolgreichsten gegen die Unterrepräsentanz von Frauen vorgegangen sind. (APA)