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Rasche Trennung nach langen Qualen: Das Verhältnis von Alfred Ötsch (li.) und AUA-Aufsichtsrats-Chef Peter Michaelis war gestört. Michaelis hat wohl erkannt, Ötsch zu lange zugeschaut  zu haben.

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Nach dem Rauswurf von AUA-Chef Alfred Ötsch präsentierten dessen interimistischen Nachfolger Peter Malanik und Andreas Bierwirth ein "kurzfristiges Krisenpaket" im Umfang von 225 Mio. Euro um die Liquidität zu sichern. Geplant sind Arbeitszeitverkürzung, Gehaltsverzicht und Streckenkürzungen. Damit soll verhindert werden, dass ein weiterer Notkredit vom Staat gebraucht wird. Der Betriebsrat spricht von einem "Wunschkonzert" und verlangt vom Vorstand endliche Konzepte und Zahlen. Kurzfristig sei übrigens relativ, denn "es dauert ungeschaut drei Monate bis solche Konzepte vorliegen", sagte ein Belegschaftsvertreter zum STANDARD.

"Krise gemeinsam bewältigen"

Bord-Betriebsratschef Georg Riedel beschwichtigt hingegen, es bestünde der Konsens mit der Unternehmensführung, dass man die Krise gemeinsam bewältigen wolle. Doch werden die von ihm vertretenen 2500 Bord-Mitarbeiter selbst entscheiden müssen, ob sie temporär auf Gehalt verzichten wollen. Verschiedene Möglichkeiten werden angeboten und jeder müsse selbst entscheiden. Derzeit sei jedenfalls kein Szenario lustig. Sollte es zu einem Gehaltsverzicht kommen, dann sei dies "eine Leihgabe und keine Spende an die Airline" , so ein anderer Belegschaftsvertreter.

Gelingt es der AUA nicht, kurzfristig einzusparen, wird wohl ein neuer Kredit vom Staat notwendig sein. Dem Vernehmen nach sollen zu dem bereits genehmigten 200 Mio. weitere 100 Mio. Euro notwendig sein. Die beiden Vorstände kündigten an, für ein Jahr auf zehn Prozent ihres Gehalts zu verzichten. In der Managementebene darunter - das sind rund zwei Dutzend Bereichsleiter - sind es 7,5 Prozent, bei übrigen Führungskräften fünf Prozent. Die übrigen Mitarbeiter will man zu einem freiwilligen Gehaltsverzicht von angeblich ebenfalls zehn Prozent bewegen. Das Management bekommt die Prämien für 2008 (bei Zielerreichung) verspätet, erst nach dem Closing des Lufthansa-Einstiegs, ausbezahlt.

Kurzarbeit soll kommen

Dort, wo es möglich ist, soll Kurzarbeit eingeführt werden. In anderen Bereichen - etwa Technik oder Flugbetrieb greift man zur "kapazitätsorientierten Arbeitszeit" , das heißt, dass hier Mitarbeiter etwa befristet auf 80 Prozent Teilzeit (bei 80 Prozent Gehalt) zurückgehen. Für Mitarbeiter, die so die Personalkosten kürzen helfen, soll Gehaltsverzicht keine Thema mehr sein. Außerdem muss die von Do&Co geführte Kantine ihr Angebot reduzieren.

Bei den Strecken wird in den nächsten Wochen unter anderem die Verbindung nach Burgas an der bulgarischen Schwarzmeerküste (ab Ende März) gestrichen sowie (ab Mitte Februar) ins rumänische Baia Mare. Auf die Aufnahme von Aleppo wird verzichtet. Mumbai wurde bereits gestrichen.
Neben dem Aussetzen der Pensionskassenbeiträge wird auch von den Lieferanten und Geschäftspartnern (darunter Flughafen, OMV/Kerosinbeschaffung, Austro Control und Catering) Sanierungsbeiträge verlangt. Investitionen werden ebenfalls gestrafft. Bundeskanzler Werner Faymann begrüßte am Freitag die Ablöse von Ötsch. "Dass es zu Änderungen kommt, entspricht meinen Vorstellungen" , sagte Faymann.

Weitere Abgänge

Der Abgang von Ötsch wird nicht der letzte in der AUA-Führungsriege sein. Veränderungen in der zweiten und dritten Ebene, die von Ötsch mit etlichen Ex-Siemensianern bestückt wurden, stehen ebenfalls an. Einer davon ist Peter Baumgartner. Der Marketing-Fachmann sorgte für Erheiterung, als er die Flugbegleiter bat auf die Gäste landestypisch zuzugehen. "Ich begrüße Sie mit einem herzlichen Servus" oder regional abgewandelt mit "Griaß di oder Pfiat di". Seither hieß es im AUA-Cockpit nur mehr "Servus is our success".  (Claudia Ruff, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 31.1./1.2.2009)