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Trost des Gewinners, der nicht richtig zum Verlierer durchdringt.

REUTERS/Petar Kujundzic

Melbourne - Roger Federer gegen Rafael Nadal - nach dem längsten Match in der Australian-Open-Geschichte kommt der Tennis-Klassiker zum ersten Mal in der Rod Laver Arena von Melbourne zur Aufführung. Am Sonntag (9.30 Uhr MEZ/live in Eurosport) duellieren die beiden weltbesten Profis einander zum 19. Mal. Nadal jedoch werden die Strapazen eines denkwürdigen Halbfinales über 5:14 Stunden in den Knochen stecken.

"Das wird ein aufregendes Match, allein schon wegen unserer gemeinsamen Geschichte", sagte der Weltranglisten-Zweite Federer. Zum siebenten Mal treffen sich die faszinierendsten Spielerpersönlichkeiten der Gegenwart im Finale eines Grand-Slam-Turniers, noch nie allerdings kreuzten sich ihre Wege in Melbourne.

"Das wird sehr hart gegen Roger. Für ihn geht es um den 14. Grand-Slam-Sieg und den Rekord von Sampras. Ich hoffe, dass ich noch einmal solch eine Leistung zeigen kann. Das war eines der besten Spiele in meiner Karriere", sagte Nadal nach dem nächtlichen Spektakel gegen seinen Freund Fernando Verdasco. Drei Minuten länger als Boris Becker und Omar Camporese, die 1991 exakt 5 Stunden und 11 Minuten gespielt hatten, standen die beiden Spanier am Freitag auf dem blauen Hartplatz, ehe um 1.10 Uhr Ortszeit der 6:7(4),6:4,7:6 (2),6:7(1),6:4-Erfolg des French-Open-, Wimbledon- und Olympiasiegers feststand.

Federer wollte sich nach seinem Sieg gegen Andy Roddick tags zuvor das Match eigentlich gemütlich in seinem Hotel im Fernsehen anschauen. Weil am Abend jedoch ein Stromausfall weite Teile der Stadt lahmlegte und 300.000 Menschen ohne Strom waren, schlich sich der Schweizer zur Gegner-Beobachtung ins Stadion.

Er wurde mit 15.000 Zuschauern Zeuge einer Auseinandersetzung, die ihren Eingang in die Tennis-Geschichtsbücher bereits gefunden hat. Jeder Ballwechsel war an diesem Tag im Melbourne Park sein Eintrittsgeld wert. Verdasco, bis vor kurzem eher als Davis-Cup-Held und Ex-Freund der Serbin Ana Ivanovic bekannt, verweigerte seinem Kumpel jede Art von Freundschaftsdienst. Im ersten Tiebreak nahm er Nadal zum ersten Mal im Turnier einen Satz ab.

Bemerkenswert allerdings die Reaktion Nadals im zweiten Spiel des zweiten Satzes. Einen Aufschlag Verdascos sah der Linienrichter im Aus, Verdasco wollte deshalb das Hawk-Eye zurate ziehen, doch Nadal gab fair zu, dass der Ball auf der Linie gelandet war. Wenig später lagen jedoch auch beim 22-jährigen Mallorquiner die Nerven blank. Während des Seitenwechsels fing er eine Diskussion mit dem Schiedsrichter an und entging nur knapp einer Verwarnung.

Die Fans auf dem Center Court veranstalteten nach manch umkämpftem Punkt ein Spektakel wie in einer spanischen Stierkampf-Arena. Beim Stand von 4:3 im vierten Satz scheuchte Verdasco seinen Gegner von einer Ecke in die andere, doch Nadal schlug jeden Ball aus jeder Lage zurück und machte am Ende mit einer unmöglich scheinenden Vorhand den Punkt.

Verdasco hatte sich schon wegen Krämpfen behandeln lassen müssen, mobilisierte aber im Tiebreak des vierten Satzes all seine Kräfte. Noch kein Gegner zuvor hatte Nadal jemals in einem Tiebreak nur einen Punkt gestattet. Am Ende aber, als der 25-Jährige aus Madrid mit einem Doppelfehler das Match beendet hatte, kletterte Nadal über das Netz, nahm seinen Freund in den Arm - kein Zuschauer blieb sitzen. (APA/dpa)