Jerusalem/Davos - In Israel hatte man von der Begegnung Präsident Shimon Peres' mit Recep Tayyip Erdogan in Davos ursprünglich eine Art Versöhnung erwartet, nachdem der türkische Premier während des Gazakriegs sogar Israels UNO-Ausschluss verlangt hatte. Nach Erdogans deutlicher Parteinahme für die Hamas galt es als unwahrscheinlich, dass die Türkei in naher Zukunft wieder als Vermittlerin zwischen Israel und Syrien fungieren könnte. Israel sei der Auslassungen Erdogans „müde" und werde sich nicht mehr anstrengen, „den Türken nachzulaufen", zitierte die Jerusalem Post nun Regierungsquellen.

Peres war am Freitag in Davos bemüht, die Wogen zu glätten. In einem Gespräch mit Journalisten sagte er, er habe Erdogan angerufen und ihm gesagt, dass ihm die Auseinandersetzung „sehr leid" tue. Er hoffe, dass die Beziehungen zur Türkei nicht leiden würden.

Bereits am Abend zuvor hatte Erdogan in einer improvisierten Pressekonferenz klargestellt: „Ich greife in keinster Weise die israelische Bevölkerung, Präsident Peres oder das jüdische Volk an." Sein Verhalten sei eine Kritik an Moderator David Ignatius (Washington Post), der ihn nicht ausreden habe lassen.

Israels Verteidigungsminister Ehud Barak drohte am Freitag der Hamas mit neuen Militärschlägen, sollte es weitere Raketenangriffe geben. US-Nahostemissär George Mitchell sprach nach einem Treffen mit dem israelischen Oppositionsführer Benjamin Netanyahu von „Rückschlägen, die uns bevorstehen". (seg, afs, dpa, AP/DER STANDARD, Printausgabe, 31.1.2009/1.2.2009)