Bild nicht mehr verfügbar.

Sheila Bair leitet die plötzlich mächtige US-Einlagensicherung.

Foto: Reuters

Als sie 2006 den Job als Chefin der US-Einlagensicherungsbehörde FDIC (Federal Deposit Insurance Corporation) annahm, wurde sie dafür in der Finanzbranche belächelt. Die FDIC führte damals ein Schattendasein: Zwei Jahre lang war kein einziger Fall aufgetreten, bei dem die Behörde einspringen hätte müssen. Der Posten, den Sheila Bair annahm, wurde als Schnarchjob angesehen.

Mittlerweile ist vom langweiligen Jobimage nichts geblieben. Zusammen mit Finanzminister Timothy Geithner wird Bair demnächst die Pläne vorstellen, mit denen die Finanzkrise eingedämmt werden soll. Bair gilt dabei als starke Befürworterin einer "Bad Bank". Die Chancen stehen gut, dass die dafür notwendige Auffanggesellschaft unter den Fittichen der FDIC angesiedelt wird.

Dass sie eine solch enorme Aufgabe bewältigen könnte, sind sich Beobachter sicher. Schon 2002, damals noch als Professorin für Finanzpolitik an der University of Massachusetts Amherst und später als Abteilungsleiterin im Finanzministerium, kritisierte die heute 55-Jährige scharf die saloppe Kreditvergabe samt laxer Regulierung rund um Hypothekendarlehen. In der 2008er-Liste des US-Wirtschaftsmagazins Forbes wurde sie als zweitmächtigste Frau der Welt gelistet - nur die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel lag vor ihr.

Ihrem schnellen und konsequenten Handeln ist es zuzuschreiben, dass trotz 25 Bankenpleiten im Vorjahr kein amerikanischer Sparer um sein Erspartes umfiel. Bairs Behörde garantiert bei einem Bankenkollaps bis zu 250.000 Dollar.

In ihrem Engagement für das Sparen hat sie auch zu ungewöhnlichen Mitteln gegriffen: Bair, die verheiratet ist und zwei Kinder mit 15 und acht Jahren hat, schrieb zwei Kinderbücher, in denen sie auf die Vorzüge des Sparens und die Gefahren von Verschuldung hinwies. Eines der Bücher, Rock, Brock, And the Savings Shock, ist ein Märchen nach dem Muster der Gebrüder Grimm.

Neben der Befürwortung einer "Bad Bank" macht sie sich auch dafür stark, in Schwierigkeiten geratenen Hausbesitzern dabei zu helfen, ihr Dach über dem Kopf zu behalten. Das noch unter Präsident Bush ausgearbeitete Programm, bei dem 600 Milliarden Dollar in den Markt gepumpt wurden, erwies sich bisher nicht als ausreichend. Noch immer sind Zwangsvollstreckungen häufig.

ie Kreditbedingungen verschuldeter Hausbesitzer müssten erleichtert; Umschuldungen durchgeführt werden. "Wir müssen das Übel dort bekämpfen, wo es entstanden ist", forderte Bair kürzlich. (Johanna Ruzicka, DER STANDARD, Printausgabe, 31.1./1.2.2009)