Auch darauf ist Heinrich Mis stolz: "Der Bär ist los" über die Geschichte von Bruno, produziert mit dem Bayerischen Rundfunk.

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"Kapitale Brez'n" des ORF: Mis.

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Nicht alles am ORF ist in der Krise, findet Fernsehfilmchef Heinrich Mis: Finanzen ja, Struktur ebenso, aber von einer Programmkrise könne man nicht sprechen. Jedenfalls nicht in der fiktionalen Unterhaltung, sagt er.

Wien – "Den Kinofilm gibt's für 9,90 bei Cosmos": Kauffilme und US-Serienware seien für das Fernsehpublikum immer weniger attraktiv, sagt Heinrich Mis. Als Fernsehfilmchef ist er zuständig für eigenproduzierte Fiction des Gebührensenders. In Eigenbauprogrammen sieht er aber nicht nur deshalb eine Chance für den ORF. Vor allem für ORF 1.

Als Abspielkanal von Kaufprogrammen sei ORF 1 "nicht zukunftsträchtig". Mis wünschte sich Freitag bei einer Veranstaltung des Drehbuchforums ein "ORF 1,5", mit merklich mehr österreichischer Identität als heute. Dass das Publikum etwa von "Soko Kitzbühel" älter ist als die Zielgruppe von ORF 1 und damit "nicht reinpasst", "ist ein Fehler im Konzept von ORF 1 und nicht der Sendung".

Kinoerfolge mit ORF-Beteiligung

Mis plädiert für mehr Programme österreichischer Prägung, wenn nötig ohne Partner. Stolz ist Mis etwa auf Kinoerfolge mit ORF-Beteiligung. Und auf Projekte wie die Krimiserie "Schnell ermittelt". Wann die läuft, kann er noch nicht sagen: So manches auf Lager "können wir nicht abspielen". Weil, siehe Finanzkrise, ein Teil der Kosten mit Ausstrahlung bilanzwirksam wird.

Telenovelas indes könne sich der ORF alleine nicht leisten, und "eigentlich interessiert mich das auch nicht". "Mitten im 8en" war für Mis wie eine Telenovela produziert, aber eine Mischkulanz aus Sitcom und Daily Soap. Und vor allem "eine kapitale Brez'n" beim Publikum. Just in den Räumen der Satel, die "MiA" produziert hat, rät Mis am Freitag zu "Treue zum Genre, das Fernsehen ist erfunden".

"Nicht empfehlen" würde Mis dem ORF, aus dem Film-Fernseh-Förderabkommen auszusteigen, auch mit Blick auf die Oscar-Erfolge: "Ein Bauer gibt sein Feld nicht drei Wochen vor der Ernte auf, nur weil er wenig Diesel im Traktor hat." Als Alternative drohen ihm Fördersummen für Film ohne Mitsprache des ORF, erwarten Produzenten. (Harald Fidler/DER STANDARD; Printausgabe, 31.1/1.2.2009)