Das Haus haben ihnen befreundete Architekten hingestellt, es ist keine zwei Jahre alt. Eigentlich sind es zwei Häuser, sie stehen am Rande Bühls, der 30.000-Einwohner-Stadt im Schwarzwald. Ralf Dujmovits und Gerlinde Kaltenbrunner leben auf 24 b, auf 24 a ist seine Expeditionsfirma Amical untergebracht. Er stammt aus Bühl, sie zog zu ihm und Joshua (18), seinem Sohn aus erster Ehe. Oberösterreichisch spricht sie noch. Wenn sie jetzt aus dem Fenster in die Schwaden blickt, sagt sie also, dass es "einen Nöbi hat".

Sie selbst hätten zum Hausbauen keine Zeit gehabt. "Wenn wir sieben Wochen im Jahr hier verbringen, ist das viel" , sagt Kaltenbrunner. Auch abgesehen von der Achttausender-Saison sind Kaltenbrunner und Dujmovits auf Achse. Sie drehte einen vielfach diskutierten und in der Fachwelt akklamierten Orange-Werbespot. Die Arbeit mit Oscar-Gewinner Stefan Ruzowitzky sei "spannend" gewesen. Ursprünglich sollte es am Ende heißen: "Ich bin Gerlinde Kaltenbrunner und werde alle vierzehn Achttausender besteigen." Da setzte sie eine kleine Änderung durch, "möchte" statt "werde".

Sie urlaubten zu Trainingszwecken auf Kalymnos, einer vor allem unter Kletterern beliebten griechischen Insel. Seit kurzem und bis Mitte März tourt Kaltenbrunner mit ihrem Multivisionsvortrag "Leidenschaft Leben über 8000" durch Deutschland, Österreich, Südtirol und die Schweiz.

Profibergsteigerin ist sie seit 2003, da spielen die Vorträge mit, auch wenn ein guter Teil der Erlöse an die Nepalhilfe Beilngries geht. Kaltenbrunner und Dujmovits unterstützen einen Schulbau in Thulosirubari, einem Dorf 75 Kilometer nordöstlich von Kathmandu. Vier Klassen bestehen bereits, sechs weitere Klassen werden gebaut, sechs zusätzliche Lehrer eingestellt. Die prominenten Unterstützer wollen den Neubau Anfang April selbst eröffnen, quasi auf dem Weg zum Lhotse.

Hat Dujmovits den Lhotse bestiegen, ist er der erste Deutsche auf allen 14 Achttausendern. Allein am Everest half er sich mit künstlichem Sauerstoff, deshalb will er "by fair means" später noch einmal auf den höchsten Berg der Welt. Ihr fehlt auch noch der K2, sie hält wie Edurne Pasaban (Spanien) und Nives Meroi (Italien) bei elf 8000ern. Dass sie einen Wettlauf bestreiten, bestreiten alle drei. Was nichts an Kaltenbrunners Ehrgeiz im Training ändert. Und hat es nun "einen Nöbi" , so trifft es sich gut, dass die Architektenfreunde den Keller als Kletterhalle angelegt haben. (Fritz Neumann aus Bühl - DER STANDARD PRINTAUSGABE, 31.1. 2009)