John Martyn.

Foto: Universal

Dublin - Wenn John Rebus wieder einmal einen harten Tag hatte, den er sich mit einem kompensatorischen Abend im Pub noch ein wenig härter machte, neigt er dazu, sich diesen Gemütszustand von adäquater Musik bestätigen zu lassen. Die Psychotherapie einsamer Männer. Dann greift dieser Inspektor, eine wiederkehrende Hauptfigur des schottischen Bestseller-Autors Ian Rankin, meist zu Alben von Jackie Leven, Van Morrison oder John Martyn. Gerade Letztgenannter kommt ihm da zupass, zeichnet Martyns Musik doch aus, dass sie immer wieder das Zermürbende des Lebens als unabwendbare Begleiterscheinung menschlicher Existenz thematisiert.

Der Singer-Songwriter John Martyn, 1948 als Ian David McGeachy im englischen Surrey geboren, ist nun 60-jährig in einem irischen Spital gestorben. Der in Glasgow aufgewachsene Musiker debütierte 1967 mit London Conversations bei Island Records - mehr als 20 Studioalben folgten. Darunter waren von der Kritik vielbeachtete Arbeiten, etwa Kollaborationen mit dem frühen Phil Collins, einem lebenslangen Freund Martyns, oder mit David Gilmour von Pink Floyd.

Auch dem 1974 jung verstorbenen Folksänger Nick Drake war er freundschaftlich verbunden. Der Titelsong seines Albums Solid Air (1973) war Drake zugedacht. Seinen beseelten Gesang untermauerte Martyn mit einer eigenwilligen Spielweise. Er jagte seine Akustikgitarre durch verschiedenste Effektgeräte, die seinen Songs eine sphärische Entrücktheit und manchen auch eine nicht zu geringe Portion Funk verliehen.

Reisen nach Jamaika, Experimente mit Reggae sowie eine Zusammenarbeit mit dem Produzenten Lee Perry zeitigten 1977 das Album One World, das manchen als Blueprint für das TripHop-Genre der 1990er gilt. Passenderweise zählten neben U2, Eric Clapton, Andy Gill von Gang Of Four auch die TripHop-Stars Portishead zu Martyns bekanntesten Fans.

Nach der Scheidung von seiner Frau und Mitmusikerin Beverly verlor er sich in den 1980ern in Abhängigkeiten, die seine Außenseiterrolle im Business als interessanten, aber kommerziell wenig erfolgreichen Künstler tragisch unterstrichen. 2003 wurde ihm ein Bein abgenommen, nun ist der heftige Trinker an den Folgen eines Herzinfarkts gestorben. (flu, DER STANDARD/Printausgabe, 31.01/01.02.2008)

 

John Martyn ist 60-jährig in Irland gestorben.