Mit den Großen der Welt und des Landes vertraut sein: Vielfach werden Journalisten darum beneidet, Zugang zu wichtigen Menschen zu haben. Selten wird bedacht, welche Mühsal es ist, diese vielen Menschen auseinanderzuhalten.

„Auf der Suche nach fehlenden Kilowattstunden“ ließen wir am 27. Jänner einen Experten der staatlichen E-Control zu Wort kommen. Mehr erneuerbare Energie wäre toll, ließen wir Roland Schönbauer sagen. Es war der falsche Schönbauer. Der Leiter der Abteilung für Ökoenergie und Energieeffizienz bei der E-Control ist Dipl.-Ing. Christian Schönbauer.

Die Verwechslung ist leicht erklärbar. Wir sind mit Mag. Roland Schönbauer, Leiter des UNHCR-Büros in Österreich, ganz besonders vertraut: Er war früher unser Redaktionskollege.

Ein Stück weniger vertraut sind wir naturgemäß mit US-Senatoren. Wir beobachten sie aber nichtsdestoweniger genau. Deshalb fand sich auch am 21. Jänner die Notiz in unserer Zeitung, dass George W. Bush in einer seiner letzten Amtshandlungen als US-Präsident einige verurteilte Menschen begnadigt hatte, nicht aber den kanadischen Ex-Senator Ted Stevens. Wäre der wegen Korruption verurteilte Stevens tatsächlich Kanadier, wäre das Bush gar nicht möglich und daher auch nicht zu erwähnen gewesen. Stevens stammt jedoch aus Alaska, und das gehört schon noch zu den USA, auch wenn Gouverneurin Sarah Palin uns vorübergehend glauben ließ, sie sei von einem anderen Stern gekommen. Mit der Gedankenwelt von Menschen, die sich stark an den Vorstellungen von gestern orientieren, hat auch zu tun, wer sich mit Kirchenfragen auseinandersetzt. Bischof Richard Williamson, den Holocaustleugner, stellten wir am 26. Jänner im Kopf des Tages vor und schrieben: „Er war immer ein Hardliner, selbst unter den Traditionalisten der Bruderschaft St. Pius X., die für eine Wiederherstellung von katholischer Lehre und Ritus eintreten.“ Der Mann lebt wirklich im Irrtum, es ist kein Papst bekannt, der je die Verbreitung nichtkatholischer Lehren und die Praktizierung etwa buddhistischer Riten in seiner Kirche gestattet hätte.

Gemeint war der tridentinische Ritus, darunter ist der Gottesdienst zu verstehen, wie er vor dem 2. Vatikanischen Konzil üblich war.

Ein altes Vorurteil haben wir auch bedient, als wir im RONDO betonten, dass in der neuen Essakademie in Salzburg „bis auf eine Ausnahme aber ausnahmslos bundesdeutsche“ Referenten auftraten. Nun, Dr. Lothar Kolmer, Leiter dieses Zentrums, verfügt über einen österreichischen Pass – und die Kursgebühr von 8900 Euro gilt für zwei Jahre und nicht nur für eines. Aber wenn nur das Essen stimmt, sind dem Österreicher die Details ja (Bock-)Wurst. (Otto Ranftl, DER STANDARD, Printausgabe, 31.1.2009)