Auch nach dem Ende des Gazakriegs geht der Verfall der israelisch-türkischen Beziehungen weiter - zum Unbehagen jener, die die strategische Allianz Israels mit der Türkei für einen der regionalpolitischen Grundpfeiler halten. Wie sehr die Israelis dem türkischen Premier Recep Tayyip Erdogan seine harte Rhetorik verübeln, wurde klar, als sie Vorbehalte gegen eine direkte türkische Beteiligung an den Gesprächen über die Gaza-Südgrenze äußerten.

Wobei auch die frustrierte Regionalmacht Ägypten die Rolle der Türkei, die unter Erdogan ihre jahrzehntelange Nahost-Abstinenz verlassen hat, skeptisch sieht, besonders wenn es um die eigenen Angelegenheiten geht. Es gibt kaum eine Frage, in die sich Ankara zuletzt nicht eingeschaltet hat. Die Prognosen über die drei Länder Israel, Türkei und Iran, die den regionalen Hegemonialstreit unter sich ausmachen werden, scheinen sich für die Araber zu erfüllen.

Beleidigt weisen israelische Medien jetzt darauf hin, dass die Türkei wohl weiterhin gerne Waffen kaufen möchte, auch wenn Israel jetzt laut Türken ein "Terroristenstaat" sei. Ankara will offenbar genau jene Angriffsdrohnen, die in Gaza im Einsatz waren. Von "Israel Aerospace Industries" heißt es, man sei sogar mit Personal an Einsätzen gegen die kurdische PKK beteiligt. Wobei zum Ärger Ankaras Israel auch den irakischen Kurden, deren Autonomie im Nordirak die Türkei als nationale Bedrohung ansieht, mit Waffen und Ausbildung beisteht. Schon existente Bruchlinien sind jetzt über Gaza aufgebrochen - und ein türkischer Wahlkampf tut ein Übriges dazu. (Gudrun Harrer/DER STANDARD, Printausgabe, 31.1./1.2.2009)