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Richtig oder falsch? Auch Knigge weiß keine Antwort.

Foto: Reuters/Jason Lee

War doch vergangene Woche ein Spross des berühmten Freiherrengeschlechts derer von Knigge zu Besuch in Wien, um das familieneigene Wissen in Sachen Besteckhaltung, Serviettenfaltung und anderweitige Umgehung etikettetechnischer Kalamitäten an so Typen wie mich weiterzugeben. Das ist mutig, bloß konnte Herr von Knigge, wie er ohne jeden Genierer zugab, zum fraglichen Thema rein gar nichts beitragen.

Ausstaffierter Benimm-Auskenner

Geladen hatte nämlich der japanische Sojasaucenbrauer Kikkoman, das Thema war Tisch-Etikette in Japan, der Ort das japanische Restaurant Unkai im Wiener Grand Hotel. Bloß: Stargast von Knigge konnte zum lauttechnisch richtigen Schlürfen der Miso-Suppe nichts Gültiges raten. In Ermangelung exakter Kenntnisse riet der mit dickem Tweedanzug, roten Socken und wallenden Koteletten wie die Karikatur eines deutschen Freiherren ausstaffierte Benimm-Auskenner also, bei Tisch in Japan erst mal zuzuwarten - und es dann den Gastgebern ganz genau nachzutun.

Toller Tipp, wer hätte daran gedacht. Wenn das sich aber nicht ausgehe, beim genussvollen Aufziehen von vergorener Bohnenpaste etwa, die nicht nur nach Verwesung riecht, sondern auch schleimige Fäden zieht - dann könne man ja immer noch fragen, was man tun solle. Das, so Knigge, sei nämlich seine beste Regel: Keine Angst vor dummen Fragen, die kommen nämlich besser, als man denkt. (Severin Corti/Der Standard/Printausgabe/31.1./1.2.2009)