Collage: STANDARD/Friesenbichler

Größer, moderner, luxuriöser: Im Kampf um die Hotelsuperlative gibt es einen neuen Kontrahenten. Und bald folgen weitere.

Neuestes Projekt ist das Hotel Schloss Lebenberg.

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"Die Wirtschaft glaubt an Kitzbühel", ist Peter Marko, Geschäftsführer von Kitzbühel Tourismus, überzeugt. Um die Luxushotels für betuchte Klientel aus aller Welt noch attraktiver zu machen, wird kräftig investiert. Eine Handvoll Hotelneubauten sowie Um- und Zubauten werden in den kommenden Jahren realisiert. Der Startschuss zum Bauboom fiel noch vor Ausbruch der Finanzmisere, doch wer Kitzbühel kennt, der weiß, dass in diesen Gefilden nur ein besonders rauer Wind zum Abbruch führt.

Am Fuße des Hahnenkamms gelten strenge Spielregeln. Die Hotellerie buhlt um ihre Kunden mit den größten Suiten, den meisten Zimmerkategorien, den weitläufigsten Spas, den längsten Pools - und neuerdings sogar mit preisgekrönter Architektur.

Stolze 370 Quadratmeter misst die größte Suite Österreichs im Harisch Hotel Weißes Rössl, das seinen Gästen auch ein Privatkino für elf Personen sowie ein komplett ausgestattetes Business-Office bieten kann. Mit dem längsten Outdoor-Dachpool der Alpen punktet das Hotel Schwarzer Adler - mitsamt 360 Grad Panoramablick auf Altstadt und Bergkulisse. Im vergangenen Oktober wurde die Pool-Aufstockung der beiden Architekten tatanka ideenvertriebsgmbh und Gogl & Partner mit dem Staatspreis in der Sparte Architektur und Tourismus ausgezeichnet.

Pool auf dem Dach

Ausschlaggebend für die Jury war der unkonventionelle und mutige Entwurf, den Pool direkt aufs Dach des Hauses zu setzen. Auf diese Weise kam die Lederhose aus den Achtzigerjahren zu ihrem unverwechselbaren Hut. Ein außen liegender Panoramalift geleitet die Besucher aufs luftige Deck.

Die Zeichen für moderne Architektur stehen derzeit gut. "Früher waren Standort, Zustand und Ausstattung der Hotels wichtig, heute jedoch ist die Architektur ein wesentlicher Bestandteil in der Bewertung der Hotelimmobilie", erklärt Karl Eckersdorfer, stellvertretender Geschäftsführer der Austria Trend Hotels Ressorts. Diese betreiben nun das Kitzbüheler Hotel Schloss Lebenberg, das erst kürzlich umgebaut und auf nunmehr 150 Gästezimmer und Suiten erweitert wurde.

Mit einem Investitionsvolumen von 39 Millionen Euro verhalf der Eigentümer, die BAI Bauträger Austria Immobilien GmbH, dem Adelssitz aus dem 16. Jahrhundert zu neuem Glanz. Die Pläne stammen vom Salzburger Architekten Michael Rhomberg. Sein vordergründiges Vorhaben galt der Erhaltung des historischen Ambientes. "Das Hotel ist entlang der Hanglinie gebaut. Der traditionsreiche Vitaltrakt funktioniert als Gelenk zwischen Schloss und Neubautrakt", erklärt Rhomberg das architektonische Konzept.

Man punktet mit Ausblick

Aushängeschild des Hauses ist neben dem originalen Gobelinsaal der 46 Meter lange Pool im obersten Stock des Hauses. 260.000 Liter Wasser fasst das Schwimmbecken - eine Herausforderung an die Statik. Der Aufwand macht sich jedenfalls bezahlt. "Die Gäste sind von der Aussicht begeistert", sagt Tourismusboss Peter Marko, "die Glasflächen sind nach unten gezogen und geben dadurch den Blick aufs Kitzbüheler Horn und auf die Streif frei."

Gerade im High-End-Bereich sei Architektur eine nicht zu vernachlässigende Komponente. Hier beginnt der Spagat: "Die Gesamterscheinung des Ortsbildes soll dadurch aber nicht verwässert werden", so Marko, der die passende Lösung für einen Ort wie Kitzbühel parat hat: "Natürliche Materialien wie Holz, Glas oder Stein harmonieren mit den Alpen am besten." Ganz nach dem Motto: Modern ja, aber bitte im Rahmen.

Die nächsten Projekte sind bereits voll im Gange. Noch heuer sollen zwei weitere Luxushotels in Kitzbühel und Umgebung eröffnen. Ob die neuen Architekturen tatsächlich ein wertvoller baukultureller Beitrag sind oder nicht, sei dahingestellt. Fest steht jedenfalls: Der RevPar (Revenue per available Room, Umsatz pro verfügbarem Zimmer) dürfte stark steigen. Und der Gast kann in Zukunft frei wählen, ob er im Urlaub lieber in der Zirbenstube oder doch im Designerbett aufwachen möchte. (Sabine Lintschinger, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 31.1./1.2.2009)