Reykjavik/Oslo - Der von den Medien als neuer Finanzminister gehandelte isländische Grünen-Chef Steingrimur Sigfusson sieht in einer Währungsunion mit Norwegen eine Alternative zum Euro und zu einem EU-Beitritt seines Landes. Sigfusson sagte in einem Interview mit der linksgerichteten norwegischen Tageszeitung "Klassekampen", er wolle demnächst darüber Gespräche mit der norwegischen Finanzministerin Kristin Halvorsen führen.

"Eine norwegisch-isländische Währungszusammenarbeit sollte auf die Tagesordnung gesetzt werden", sagte Sigfusson in dem Zeitungsinterview. In Island sei durch die Finanzkrise "ein starker und illusorischer Glaube an die Einführung des Euro" entstanden. Er glaube weiterhin nicht daran, dass die EU die Antwort auf die Probleme Islands sei, so der Grünen-Politiker in dem Interview. Die Links-Grünen sind laut aktuellen Umfragen derzeit die stimmenstärkste Partei in Island.

Sigfussons Vorschlag kommt einen Tag nach dem in der britischen Tageszeitung "The Guardian" veröffentlichten Angebot von EU-Kommissar Olli Rehn, Island könnte in einer Art Schnellverfahren gemeinsam mit Kroatien im Jahr 2011 der EU beitreten. Der voraussichtliche Koalitionspartner der Grünen, die isländischen Sozialdemokraten, wollen Island in die EU und in die Eurozone führen. Bisher scheiterte das Vorhaben an der bis vor einer Woche in Reykjavik den Ton angebenden, konservativen "Unabhängigkeitspartei" des zurückgetretenen Ministerpräsidenten Geir Haarde. (APA)