Bagdad - Im bisher kurdisch dominierten Nordirak geht eine sunnitische Partei offenbar als Sieger aus der Wahl der neuen Regionalräte hervor. Damit könnten sich die ethnischen Spannungen zwischen Kurden und arabischen Sunniten in der Provinz Niniveh und deren Hauptstadt Mossul weiter zuspitzen. Die Hadba-Partei führte bei der Abstimmung vom Samstag mit etwa 370.000 der 900.000 Stimmen, wie ein mit den Ergebnissen vertrauter Beamter am Sonntag erklärte. Das entspräche einem Stimmanteil von rund 40 Prozent.

Die offiziellen Endergebnisse der Wahl sollten erst im Laufe der Woche bekanntgegeben werden. Die Kurden konnten sich bei der jüngsten Abstimmung 2005 die Mehrheit in Ninive sichern, da die Sunniten die Wahl weitgehend geschlossen blockiert hatten.

In den schiitischen Regionen hingegen zeichnete sich eine Stärkung des Regierungslagers ab. Die Kandidaten, die Ministerpräsident Nouri al-Maliki unterstützen, erzielten im schiitischen Herzland im Süden Iraks offenbar besonders gute Ergebnisse. Die landesweite Beteiligung erreichte nach einer ersten Auswertung 51 Prozent, wie der Vorsitzende der Wahlkommission, Faraj al-Haidari mitteilte. Gewählt wurden die Regionalräte in 14 der 18 irakischen Provinzen.

Wahlbeteiligung

Nuri al-Maliki hat sein Ziel nicht erreicht. Der irakische Premier hatte sich bei den Provinzwahlen am Samstag eine Wahlbeteiligung von 70 bis 80 Prozent gewünscht. Doch in keiner der 14 Provinzen, in denen die Volksvertretungen neu bestimmt wurden, kam eine solche zustande. Wie die Wahlkommission am Sonntagnachmittag mitteilte, gaben in Salahuddin im Norden 65 Prozent der Wahlbeteiligten ihre Stimme ab, in Ninive 60 Prozent. Bagdad und Anbar sind mit 40 Prozent die Schlusslichter. Landesweit gingen 7,5 Millionen Iraker zu den Wahlurnen, was einer Beteiligung von 51 Prozent entspricht.

Wie das Büro der UNO in Bagdad mitteilte, sind bereits 153 Beschwerden über Wahlfälschung eingegangen. Bis auf einen Schusswechsel im Zentrum von Bagdad, als Unbekannte ein Wahlbüro stürmen und die Urnen entwenden wollten, gab es kaum nennenswerte Zwischenfälle. Das geltende Fahrverbot wurde früher aufgehoben als geplant. (sveb, DER STANDARD, Printausgabe, 2.2.2009/APA)