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Aufnahme aus dem Mathare-Slum vor Nairobi. Ein Bewohner wird an den Haaren gezogen.

Foto: AP /Jerome Delay

Nairobi - Ein Jahr ist seit den gewaltsamen Unruhen nach der umstrittenen Präsidentschaftswahl in Kenia vergangen. Nach der Abstimmung vom 27. Dezember versank das Land in Chaos und Gewalt, über 1.000 Menschen wurden getötet, Hunderttausende flohen. "Unsere Politiker haben das alles angezettelt und jetzt tun sie so, als wäre alles ganz normal", sagt der Flüchtling Mary Macharia.

Tausende Menschen leben noch in Flüchtlingslagern

Im einstigen afrikanischen Musterland sind die Narben längst nicht verheilt: Nach Angaben des Roten Kreuzes lebten rund 60.000 der 350.000 Vertriebenen auch Anfang 2009 noch im ganzen Land in Flüchtlingslagern. Über den Aufenthalt von 130.000 Menschen ist nichts bekannt - sie sind nun entweder bei Familienangehörigen oder ziehen von Stadt zu Stadt. Im Westen des Landes, wo mit die schlimmsten Gewaltexzesse passierten, sind manche Städte und Gemeinden nach jahrzehntelanger friedlicher Koexistenz nun entlang ethnischer Linien getrennt.

Einheitsregierung

"Das Leben der meisten Kenianer ist heute nicht besser als vor einem Jahr", sagt Ben Rawlence von der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch. "Das ist nicht das Kapitel, auf das die Kenianer gehofft hatten." Die unter der Vermittlung von UNO-Generalsekretär Kofi Annan im Februar zustande gekommene Einheitsregierung von Präsident Mwai Kibaki und dem einstigen Oppositionsführer Raila Odinga in der Funktion des Ministerpräsidenten hat der Gewalt ein Ende bereitet. Doch die Ursachen der Probleme wurden genauso wenig angepackt wie die Bekämpfung der Korruption.

Nachdem es bei der Präsidentschaftswahl zu massivem Wahlbetrug gekommen war, entlud sich eine seit Jahren aufgestaute Wut, die bald zu Protesten und schließlich zu schrecklichen Gewaltexzessen führten. Nach zähem Ringen einigten sich Kibaki und Odinga, die mutmaßlich dafür verantwortlichen Politiker - darunter offenbar auch mehrere Minister - vor ein Sondertribunal zu stellen. Damit sollte auch eine Einmischung des Internationalen Strafgerichtshofs (IStGH) in Den Haag verhindert werden. Doch wann es zu Prozessen oder gar Urteilen kommt, blieb bisher unklar.

Privilegien

Mit gut 90 Ministern sitzt knapp die Hälfte des gesamten Parlaments am Kabinettstisch. Und die Abgeordneten des Entwicklungslandes, die zu den bestbezahlten der Welt gehören, haben sich jüngst auch noch von der Steuerzahlung freigestellt, trotz aller kenianischen und internationalen Proteste.

Die Unruhen haben das Land Schätzungen zufolge rund eine Milliarde Dollar entgangener Wirtschaftsleistung gekostet. Die Armut im Land ist dadurch noch größer geworden, der rapide gestiegene Maispreis tat ein übriges dazu. Doch es gibt auch gute Nachrichten. Trotz aller Probleme hält die Regierung und die für das Land wichtigen Touristen kommen wieder in Scharen, um sich an den Stränden des Indischen Ozeans zu sonnen oder um bei einer Safari in einem der zahlreichen Nationalparks nach Löwen Ausschau zu halten.

Obama eint die Menschen

Inzwischen gibt es auch einen Politiker, der die Kenianer begeistert und mit Stolz erfüllt: US-Präsident Barack Obama. Der Sohn eines kenianischen Vaters, dessen Großmutter und andere Familienangehörige noch im Südwesten Kenias bei Kisumu leben, eint die Kenianer. Sein Bild hängt in Läden, Bussen und Privathaushalten. Doktor Joseph Osoo, der in einem Elendsviertel in Nairobi eine Klinik betreibt, sieht in Obamas Wahl auch eine Lektion für sein Land. "Unsere Wahl in Kenia war wirklich von ethnischen Spannungen überschattet. Amerika hat gezeigt, dass dies kein so großes Problem sein muss", sagte er am Tag von Obamas Amtseinführung. (Von Elizabeth Kennedy/AP/red)