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Funktioniert diszipliniert: AMS-Chef Herbert Buchinger.

Foto: Reuters

Sein Typ ist immer dann gefragt, wenn es auf dem Arbeitsmarkt eng wird. Das war unter den roten Kanzlern Franz Vranitzky und Viktor Klima so, das hat sich unter Wolfgang Schüssel nicht geändert - und erst recht nicht in Zeiten der Finanzkrise: Wenn die Arbeitslosenzahl steigt, verlassen sich Minister aller Couleurs seit Jahrzehnten auf Herbert Buchinger. Auch der langjährige Wirtschafts- und Arbeitsminister Martin Bartenstein schätzte ihn, während er sich mit dessen Bruder Erwin, dem vormaligen Sozialminister, ideologische Hahnenkämpfe lieferte.

Der 52-jährige Buchinger gilt seit der von ihm mitentwickelten Ausgliederung des AMS 1994 als der Arbeitsmarktexperte. Sogar seine Gegner bezeichnen ihn als firm in der Sache und geradlinig im Auftreten. Es passt zu seinem Image, dass er persönlich den Staatsanwalt einschaltete, als er das Ausmaß des AMS-Betrugs erfuhr. Was Kritiker dem "roten Herbert" zu schwarz-blau-orangen Zeiten vorwarfen, war eine gewisse "Anschmiegsamkeit" an die für Arbeitsmarktpolitik zuständigen Minister. Einer der Vorwürfe aus SP-Kreisen an Buchinger: Er habe einer Einladung der damals mitregierenden FPÖ Folge geleistet und über den Arbeitsmarkt referiert. Buchinger selbst spricht lieber von seiner "strengen Funktionsdisziplin": "Ich werde nur rabiat, wenn sich die Politik in meine Arbeit einmischt. Minister Bartenstein hat das nicht getan."

Der rote Ex-Kanzler Viktor Klima versuchte dies Ende der 90er-Jahre sehr wohl: Er gab dem AMS im "Ausseer Programm" 30 Millionen Schilling - um dafür 35.000 Coachings für Arbeitslose zu verlangen. Buchinger stieg wegen dieses Missverhältnisses zwischen Preis und Leistung auf die Barrikaden. Seitdem gilt er in der SPÖ als "Sturschädel".

Auch sonst vertritt der promovierte Jurist durchaus eigenwillige Ansichten: Daheim in Rohrbach stritt der sozialdemokratische "Buchinger-Clan" (Bruder Reinhard ist Organisationssekretär der SPÖ) schon Mitte der 1990er erbittert über die Frage, ob man die FPÖ "ausgrenzen" solle: Erwin und Reinhard waren dafür, Herbert dagegen. In der SPÖ ist das keine beliebte Ansicht - ergo hatte Herbert Buchinger bis dato auch noch nie eine politische Funktion inne. Für immer ausschließen würde er einen Wechsel in die Politik freilich nicht. Nur "andienen" würde er sich nie, sagt Buchinger.

Da bleibt er lieber, wo er ist, und widmet sich vielleicht einmal etwas ausführlicher seiner zehnjährigen Tochter. Und dem Angeln, dem für ihn "einzig wahren Sport". (Petra Stuiber, DER STANDARD, Printausgabe, 3.2.2009)