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Neue Aufgaben für Mario Kienzl.

Foto: APA/Leodolter

Wien - Es gibt Dinge, die tangieren den 69-jährigen Karel Brückner kaum. Dazu zählt natürlich nicht die Befindlichkeit der österreichischen Fußballnationalmannschaft, der er als Teamchef vorsteht und die in der WM-Quali praktisch gescheitert ist. Wobei man das nicht so dezidiert sagen soll: "Ich bin kein Zauberer, die Hoffnung ist klein. Aber wir haben die Pflicht, ans Unmögliche zu glauben." Am Dienstag hat Brückner zudem in aller Undeutlichkeit festgestellt: "Ob ich mir zu Weihnachten Gedanken über einen Rücktritt gemacht habe, ist nicht das Thema." Brückner hält sich strikt ans Protokoll, und er ist nach Wien gekommen, um den Kader für das Freundschaftsspiel am 11. Februar in Graz gegen Schweden bekanntzugeben.

Auf Sensationen wurde verzichtet, es gibt nur einen Debütanten, Mario Kienzl von Sturm. Er ist im defensiven Mittelfeld einsetzbar, und er ist insofern privilegiert, als er die kürzeste Anreise hat. Generell vertraut Brückner jenen Männern, die ihn zuletzt förmlich erschüttert haben. Das 1:3 gegen Serbien und das 2:4 gegen die Türkei führten zur Erkenntnis, "dass wir in der Abwehr Schwächen haben. Das Verhalten 20, 30 und 40 Meter vor dem eigenen Tor war nicht gut, es muss besser werden."

Ein Fußballmatch im Februar ist insofern kein Honiglecken, als es in die Winterpause fällt. Das gilt freilich auch für die Schweden, die Assistent Andreas Herzog als "stark, aber keine Übermannschaft" einschätzt. Jan Kocian, der andere Gehilfe, sagt, jedes Spiel bringe Aufschlüsse. "Es gibt diesen Termin, eine Absage ist keine vernünftige Alternative."

Sorgen um Ivanschitz

Und Österreich hat, allen Unkenrufen zum Trotz, viele Legionäre. Die Engländer Paul Scharner und Emanuel Pogatetz, die Deutschen Christian Fuchs und Sebastian Prödl, den Niederländer Marko Arnautovic, die Italiener Alexander Manninger, György Garics und Jürgen Säumel. Brückner: "Die stehen in der Praxis, müssen Verantwortung übernehmen." Legionär ist auch Kapitän Andreas Ivanschitz, der Grieche spielt aber bei Panathinaikos praktisch nie. Und Martin Stranzls Panathinaikos ist das russische Spartak Moskau. Brückner: "Irgendwann werden sie sich durchsetzen, hoffentlich. Ich baue auf sie, Stranzl ist mein Abwehrdirigent." Zu Ivanschitz fällt Herzog ein: "Irgendwann wird es ein Problem, er müsste die Ellbogen ausfahren."

Kritik an Stankovic-Transfer

Brückner begrüßt die Vertragsverlängerung von Marc Janko bei Red Bull Salzburg "Wenn ein Spieler in eine fremde Umwelt geht, ist das nicht so einfach. Marc hat ja noch Zeit." Was Marko Stankovic geritten hat, von Sturm nach Triest in die zweite italienische Liga zu wechseln, kann Brückner nicht nachvollziehen. "Eine schlechte Idee." Stankovic steht nicht im Aufgebot.

Und nun zu jenen Vorkommnissen, die Brückner kalt lassen: zum Beispiel die nordische Ski-WM in seiner Heimat Tschechien, in Liberec. "Skispringen und Langlaufen interessieren mich nicht. Aber Liberec hat eine gute Fußballmannschaft." Der alpine Skilauf tangiere ihn übrigens auch nicht. Das ist in Österreich ein durchaus mutiger und keinesfalls ungefährlicher Standpunkt.

Was am Montag im Fußball passiert ist, nämlich die Designation von Leo Windtner zum ÖFB-Präsidenten, hat der Teamchef schon gewusst. Sein Kommentar (außerhalb des Protokolls): "Mich beschäftigt die Mannschaft. Ich kenne ihn nicht, wünsche ihm alles Gute und Erfolg."

Windtner wird in Graz mit Brückner plaudern. Auch über Erfolge. Schließlich hat er nach seiner Kür gesagt: "Wir sitzen alle in einem Boot, müssen an einem Strang ziehen." Windtner hatte sich knapp gegen Günter Kaltenbrunner durchgesetzt (6:4), die Bundesliga, Wien, Salzburg und die Steiermark dürften gegen ihn gestimmt haben. Aber das war Karel Brückner nun wirklich egal. (Christian Hackl - DER STANDARD PRINTAUSGABE 4.2. 2009)

 

Der Kader des österreichischen Fußball-Nationalteams für das Länderspiel am 11. Februar (20.30 Uhr) in der Grazer UPC-Arena gegen Schweden:

Tor: Michael Gspurning (Xanthi/1 Länderspiel/4 Gegentore), Jürgen Macho (AEK Athen/17/15), Alexander Manninger (Juventus Turin/32/42)

Abwehr: György Garics (Bergamo/20/1 Tor), Ronald Gercaliu (Salzburg/14/0), Andreas Ibertsberger (Hoffenheim/13/1), Emanuel Pogatetz (Middlesbrough/35/2), Sebastian Prödl (Bremen/18/2), Paul Scharner (Wigan/21/0), Franz Schiemer (Austria Wien/4/0), Martin Stranzl (Spartak Moskau/54/3)

Mittelfeld: Christian Fuchs (VfL Bochum/24/0), Andreas Hölzl (Sturm Graz/2/2), Andreas Ivanschitz (Panathinaikos Athen/48/7), Mario Kienzl (Sturm Graz/0/0), Christoph Leitgeb (Salzburg/24/0), Jürgen Säumel (Torino/18/0)

Angriff: Marko Arnautovic (Twente Enschede/3/0), Erwin Hoffer (Rapid Wien/9/0), Marc Janko (Salzburg/7/3), Rubin Okotie (Austria Wien/1/0)