Wien - Bei den Grünen bleibt es unruhig. Nach den schweren internen Auseinandersetzungen rund um die letztlich verhinderte Kandidatur von Johannes Voggenhuber bei der EU-Wahl gibt es nun im Führungsteam einen Abtritt, freilich einen freiwilligen, wie Lothar Lockl, bisher Bundesparteisekretär der Grünen betont. Der engagierte Grün-Funktionär war von Global 2000 zu den Grünen gekommen und dort vom Pressesprecher zum Quasi-Generalsekretär aufgestiegen. Nun endet seine politische Karriere doch etwas überraschend.

Lockl, geboren am 5. Dezember 1968 in Wien, kann man wohl getrost als echten Grünen bezeichnen. Schon als Teenager saß er in der Stopfenreuther Au, um gegen das Wasserkraftwerk Hainburg zu demonstrieren. Seine ersten politischen Sporen verdiente er sich dann in der Umweltorganisation Global 2000, wo er zwischen 1989 und 1999 unter anderem als Pressesprecher und politischer Koordinator tätig war. Eine seiner Weggefährtinnen damals war die heutige Bundessprecherin der Grünen, Eva Glawischnig.

Gentechnik-Volksbegehren

Wenn es um ein Kraftwerk ging, war Lockl in den 90ern stets zur Stelle. So kampagnisierte er etwa gegen das Kraftwerk Lambach in Oberösterreich und organisierte den österreichischen Widerstand gegen grenznahe AKW etwa in Bohunice und Mochovce mit. Sein wohl größter Erfolg war das von ihm mitorganisierte Gentechnik-Volksbegehren.

Neben seiner Tätigkeit bei Global absolvierte der aus eher bürgerlichem Haus stammende Lockl ein Studium der Politikwissenschaft und Publizistik, das er 1995 mit einem Magistertitel abschloss. So vorbereitet heuerte er 1999 bei den Grünen an, wo er unter Alexander Van der Bellen zu einem der wichtigsten Strategen heranwuchs. Zunächst als Kampagnenleiter aktiv wurde er später Kommunikationschef und im November 2006 Bundesparteisekretär, eine bei den Grünen damals neu geschaffene Position, die der des Generalsekretärs oder Bundesgeschäftsführers in anderen Parteien entspricht.

Grüner Stratege

Einen Sitz im Parlament hatte der stets glatt bis verbindlich auftretende Lockl nie, trotzdem galt er im ORF als so maßgebliche politische Kraft, dass seine Lebensgefährtin, die Journalistin und Moderatorin Claudia Reiterer nicht mehr in Politsendungen zum Einsatz kam. Intern war Lockl nie ganz unumstritten. Er galt neben Dieter Brosz als einer der Masterminds der Grünen-Strategie unter Van der Bellen, geriet dabei aber weniger ins Schussfeld als Brosz.

Diese Streitereien hat Lockl hinter sich. Er will sich nun neuen Projekten zuwenden. Sollte es bis dahin noch etwas dauern, kann er sich immerhin mehr um seinen kleinen Sohn sowie um seine Hobbys kümmern. Lockl spielte dereinst in der Schach-Bundesliga und ist leidenschaftlicher Fan der Wiener Austria. (APA)