Das denkmalgeschützte Backsteingebäude der Ankerbrotfabrik in Favoriten soll kaum verändert werden - Ihr Innenleben aber schon: Bald könnten sich dort Kreative ansiedeln

AnnA BlaU

Wien - Schon seit Längerem wird in Teilen der Ankerbrotfabrik in Wien Favoriten kein Brot mehr gebacken. Und auch wenn dazu offiziell niemand Stellung nehmen will, ist es wahrscheinlich, dass die Backöfen in der historischen Fabrik in der Absberggasse bald für immer auskühlen werden.

Doch für das denkmalgeschützte Backsteingebäude bietet sich schon jetzt eine neue Nutzung an: Auf 17.000 der insgesamt 70.000 Quadratmeter sollen Lofts entstehen. Hier sollen Kreative arbeiten und teilweise auch wohnen. So schwebt es jedenfalls Projekt-Initiator Walter Asmus vor.
Asmus ist Geschäftsführer der City Lofts GmbH. Das Konzept Gewerbelofts in einer ehemaligen Fabrik zu errichten, hat er auch schon in Meidling erfolgreich umgesetzt: Am Gaudenzdorfer Gürtel wurde die alte Stollwerck-Schokoladenfabrik revitalisiert. Sie beherbergt nun eine Filmfirma, Ateliers und andere Vertreter der Kreativwirtschaft.

Wie auch in der Zuckerlfabrik will Asmus bei Anker „ohne einen Cent Förderung" auskommen. Die Finanzierung soll rein über den geplanten Loftverkauf laufen. Die Lofts, ist Asmus sicher, werden wie warme Semmeln weggehen. Über den Kaufpreis seines 17.000 Quadratmeter großen Fabriksanteils will Asmus nicht sprechen. Der Kaufvertrag soll in zwei Wochen unterzeichnet werden. Auch bei den Loft-Preisen hält sich der Planer bedeckt. Die 80 Lofts sollen 250 bis 1000 Quadratmetern groß und gewerblich gewidmet werden. Die Käufer werden „nackte", lediglich mit moderner Haustechnik ausgestattete Räume kaufen.

Im März schon will die Errichtungsfirma, die Asmus mit den Architekten Lukas Groh, Michael Wagner und Anton Wallner gegründet hat, mit der Umgestaltung der Fabriksgebäude beginnen. Die denkmalgeschützten Bauten will Asmus „soweit es ökonomisch geht" erhalten. Auch spätere Zubauten, die nicht unter Denkmalschutz stehen, sollen in ihren „historischen" Zustand des späten 19. Jahrhunderts rückgebaut werden. Außerdem soll ein Experte die Geschichte von Brotfabrik und Areal aufarbeiten. Auch ein „Ankerbrotmuseum" ist angedacht.

Eine Fabrik, viele Interessen

Dass Käufer wegen der Finanzkrise rar sein könnten, fürchtet Walter Asmus nicht: „Wir haben viele Anfragen." Ausschlaggebend dafür sei auch die (geplante) Anbindung mit den Öffis.

Derzeit fährt hier die Straßenbahnlinie 6. In drei Jahren, wenn die Lofts fertig sind, wird auch Wiens Hauptbahnhof teilweise in Betrieb gehen. Die damit einhergehende Verlängerung der U2 zur Gudrunstraße (2019) soll neben der „Kulturachse" zu Belvedere und dem 20er Haus ein weiterer Anreiz sein, sich hier einzukaufen. In der Zwischenzeit sollen die Gemäuer mit Kunst bespielt werden: Zwischen März und Oktober sollen die Off-Theatergruppen „Sirene Operntheater" und das „Theaterkombinat" die ehemalige Verladehalle für Performances nützen.

Auch die Stadt hat mit dem verbleibenden 53.000 Quadratmeter großen Areal einiges vor: Wenn Ankerbrot eine andere Produktionsstätte findet, wird ein städtebaulicher Wettbewerb gestartet. Die Nutzung ist klar: Wohnungen. Noch aber bäckt Anker hier. Derzeit laufen Verhandlungen über die Verlängerung des Pachtvertrages. Darüber wollen aber weder die Banken, noch Anker-Geschäftsführer Peter Ostendorf Auskunft geben. (Marijana Miljkoviæ/DER STANDARD, Printausgabe, 7./8.2.2009)