Die Silberrücken der grünen Bewegung scharen sich um den Aristokraten unter ihnen. Um Johannes Voggenhuber, der mit seiner Sprache, seinem Auftreten und seinem Nimbus einen veritablen Salzburger Fürst-Erzbischof abgeben würde. Im Format, Ornat und floralen Ambiente eines Hierarchen.

Vielleicht sprechen sie deshalb nicht gern von einem kapitalen Fehler, der beim Verzicht auf Augenmaß passieren kann - dass Voggenhuber in einer Art gaullistischer Anwandlung sowohl die Funktionäre als auch den Parteitag vor die Alternative stellte:Ich oder das (europäische) Chaos.

Selbst wenn man der grünen Basis unterstellte, sie sei genauso wie die Funktionärsbasis anderer Parteien eher lokal bewegt als international interessiert - der aus der Vielfalt der Bürgerinitiativen in den 70er- und 80er-Jahren stammende Voggenhuber hat wenig Gespür für junge grüne Mentalitäten. Autoritäres wie in der Welt der Aufstände und 68er-Szenarien ist nicht mehr zeitgemäß.

Unter Alexander Van der Bellen entwickelte sich die grüne Bewegung zu einer stinknormalen Partei. Inklusive abgekapselter Spitze. Aber "Sascha" war der Inbegriff des Moderators. Keine Kanten, an denen sich Unvorsichtige schneiden würden. Im Rauch seines Zigarettenkonsums zerflossen Positionen und Konflikte. Selbst dann, wenn er in Grundsatzfragen wie Ausländer oder Rechtsextremismus unverrückbar klar formulierte, hatten seine politischen Gegner eine Beißhemmung. Er schuf die Lichtung im grünen Dschungel. Das ist vorbei. Hinter dem Lächeln der Eva Glawischnig verbirgt sich knallhartes Machtmanagement. Sie weiß um die grünen Befindlichkeiten. Aber ganz im Stil eines Bosses fordert sie "Geschlossenheit" . Dieses Vokabel ist neu für die Grünen und ihre Funktionäre, Voggenhuber das erste Opfer. Am ersten März bei den Landtagswahlen wird man sehen, wie viel die Wähler davon halten. Vor allem die männlichen liberalen Wechsler.
Machtmanagement ist nicht gleichbedeutend mit politischem Geschick. Deshalb ist der Rücktritt von Lothar Lockl vielleicht kein Fehler, aber zeitlich schlecht gewählt.

Selbst wenn er wirklich nichts mit der momentanen Krise zu tun hat. Die Optik ist schief und verzerrt Grün als Farbe der Hoffnung.
Jetzt sind die starken Frauen so ziemlich unter sich. Warum auch nicht? Früher waren es eben lauter Männer, die den großen Parteien ihren Stempel (auch biologisch gemeint) aufgedrückt haben. Die Grünen waren - ein realisiertes Erbe der Frauenbewegung - immer schon ziemlich anders.

Sicherlich wäre es unfair, über das Glawischnig-Regime zu früh den Stab zu brechen. Erste Misserfolge bei Wahlen ermöglichen kein endgültiges Urteil. Am Ende eines Krisenjahres, in dem die Grünen die einmalige Chance haben, sich mit ihrer Art der Politik und der Wirtschaft zu profilieren, wird man Bilanz ziehen müssen.
Die Grünen sollten sich - und das wurde hier schon öfter angeregt - stärker mit der Theorie auseinandersetzen. Das wäre eine Akademie-Aufgabe für den Lehrer Alexander Van der Bellen. Mit Johannes Voggenhuber als Orator. (Gerfried Sperl/DER STANDARD Printausgabe, 9. Februar 2009)