Nur nicht hetzen. SPÖ und ÖVP können neue, jedenfalls aber genehmere Köpfe für den ORF gar nicht erwarten. ORF-Chef Alexander Wrabetz hat es intern nicht ganz so eilig mit seinem Gebührensender.

Der Rechnungshof vermisst ein Strategiekonzept des ORF seit Jahrzehnten. Spätestens seit September 2008 weiß die Anstalt, dass er es auch im neuen Prüfbericht fordert. Stiftungsräte verlangten 2004 eines. Wrabetz versprach Eckpunkte für Februar 2008, das Konzept bis Ende vorigen Jahres.

Wann beauftragte der ORF-Chef zwölf Arbeitsgruppen mit zentralen Punkten des Sparkonzepts? Am 15. und 28. Jänner 2009. Bisschen spät: Am 23. Februar will Wrabetz ausloten, wie seine Pläne bei Stiftungsräten ankommen (ohne das Papier vorzulegen); am 2. April sollen sie sie absegnen. Werken Arbeitsgruppen im ORF so flink? Ist ihre Arbeit für das Konzept egal? Oder hat Wrabetz die Hoffnung dafür aufgegeben? Die Räte der ÖVP kann er dafür kaum gewinnen. Dann könnten nur noch die Betriebsräte im Stiftungsrat die Mehrheit sichern. Die lehnen geplante Auslagerungen bisher strikt ab.

Das Strukturkonzept drängt, zeigen Abermillionen Verlust des ORF. Doch Stiftungsräte sagen Wrabetz ein drängenderes Ziel für den 2. April nach: Um seinen Job zu retten, könnte er sein Direktorium zum Abschuss anbieten. Karl Amon, Kanzlerwunsch für Wrabetz' Nachfolge, etwa als Infodirektor vorschlagen; VP-Wunsch Richard Grasl (ORF Niederösterreich) für Radio plus Online und so weiter. Der ORF ist übrigens offiziell unabhängig und "entpolitisiert". (Harald Fidler, DER STANDARD; Printausgabe, 10.2.2009)