Sie war im Bundesgendarmeriedienst die erste Frau, die sich zum Offizier ausbilden ließ. Mittlerweile ist Karin Friewald Frau Major und Gleichbehandlungsbeauftragte der Bundesgendarmerie. Leicht hat sie es dort wahrlich nicht. Dennoch sieht die toughe 41-jährige eine positive Entwicklung, seit sie vor rund zwanzig Jahren ihre Laufbahn begann. Damals suchte das Landesgendarmeriekommando Niederösterreich Frauen, die man speziell für weibliche Opfer körperlicher Gewalt einsetzen wollte. Ein Projekt, initiiert von Johanna Dohnal und dem damaligen Innenminister Karl Blecha. Die extrovertierte Niederösterreicherin brach ihr Lehramtsstudium ab und wurde Gendarmin aus Passion. Obwohl die seinerzeitigen Vorurteile der Männer nicht gerade besonders ermutigend waren: "Um Gottes Willen, des Hascherl kann doch keinen Verbrecher fangen", hieß es über weibliche Gendarmen. Frauen seien körperlich für den schweren Dienst gar nicht geeignet, und die Männer müssten jetzt auch noch auf ihre weiblichen Kollegen "aufpassen", murrte "Mann". "Diese Sichtweise - Frau ist gleich Problem - gehört der Vergangenheit an", sagt Friewald zufrieden. Einen großen Vorteil gibt es bei der Gendarmerie auch: Frauen erhalten für die gleiche Arbeit den gleichen Lohn - und sind in Summe gut bezahlt.
Also alles paletti? Nein, noch immer nicht. Besonders in Sparzeiten freuen sich Dienststellenleiter gar nicht, wenn sie junge weibliche Beamte zugeteilt bekommen: Werden die nämlich schwanger und wollen nachher vielleicht nur Teilzeit arbeiten, bleibt die Stelle unterbesetzt, Ersatz gibt es keinen. Und nach wie vor gebe es keine einzige weibliche Führungskraft bei der Bundesgendarmerie. Frauen hätten halt nicht die Zeit, sich nach Büroschluss in informellen Netzwerken "auf ein Glas Wein" zu treffen, erklärt Friewald das Dilemma.
Die Frau Major hat selbst zwei halbwüchsige Kinder und weiß, dass es schwierig ist den zeitaufwändigen Dienst bei der Gendarmerie mit Familie zu vereinbaren: "Morde passieren halt nicht nur dann, wenn der Kindergarten gerade geöffnet ist." Deshalb ließ sie sich nach der Karenz ins Ministerium versetzen. Mittlerweile würde sie aber gerne wieder zurück in den Außendienst gehen. Doch für das tiefschwarze Land Niederösterreich hat sie einen kleinen Schönheitsfehler: nicht das Geschlecht, sondern die falsche Parteizugehörigkeit.
(Martina Salomon, DER STANDARD, Print, 08./09.03.2003)