Wien - Um die Ukraine kursieren Crash-Ängste, die von den dort vertretenen Banken - aus Österreich etwa der Raiffeisen Zentralbank (RZB) - jedenfalls bisher nicht geteilt werden. Die Ukraine sei "kein Kartenhaus, das schlagartig zusammenzubrechen droht", sagte RZB-Sprecher Andreas Ecker am Dienstag. Aber selbst wenn dieser Staat bankrottgehen würde, brächte dies nicht alles zum Erliegen, bedeutete dies nicht, dass alles verloren wäre, unterstreichen die in der Ukraine vertretenen österreichischen Banker: "Davon ist auszugehen". In diesen Tagen haben sich Anfragen besorgter Kunden in den Banken zu diesem Thema gehäuft.

In Brüssel gab am Dienstag auch Wirtschaftskammerpräsident Christoph Leitl den heimischen Großbanken Schützenhilfe Leitl macht sich trotz der Finanzkrise und der schlechten Situation in manchen osteuropäischen Ländern keine Sorgen um Österreichs Banken. Die Frage, ob er Schwierigkeiten für Raiffeisen wegen deren Engagement in der Ukraine sehe, verneinte Leitl: "Nein, ich glaube, um Raiffeisen muss man sich keine Sorgen machen. Aber ich mache mir Sorgen um die Ukraine."

Größtes Risiko

UniCredit-Chef Alessandro Profumo hat vor gut einer Woche einen - auch seiner Meinung nach politisch unwahrscheinlichen - Staatsbankrott der Ukraine als das größte Risiko für seine Bankengruppe bezeichnet. Und IHS-Chef Bernhard Felderer befand, dass die Finanzkrise in Osteuropa in großen Teilen beherrschbar ist, lediglich in der Ukraine und in Rumänien könne es sehr schlimm werden. Das werde den dort engagierten Banken Probleme machen, sagte Felderer jüngst. Spekulationen um einen Flächenbrand machten sich breit.

Von einem "entstehenden Flächenbrand" könne aber keine Rede sein, erklärte RZB-Sprecher Ecker heute. Die internationalen Pauschal-Warnungen vor Osteuropa werden zurückgewiesen: Die Region habe wirtschaftlich nach wie vor Aufholbedarf, deshalb gebe es im Osten immer noch eine "im Vergleich relativ gute" Ausgangsposition. Und die Regierung in der Ukraine bemühe sich, die Lage zu stabilisieren.

Auf die Situation eingestellt

Österreichs Banken, die in der Ukraine tätig seien, gehe die Lage an die Substanz, hatte am Montagabend die ORF-ZiB-1 berichtet. In der Ukraine seien 10 Mrd. Euro an Krediten ausständig, 6 Mrd. davon entfielen auf Raiffeisen. Laut ORF hat angesichts des drohenden Kollaps der ukrainische Staat kein Geld, die eigenen Banken zu stützen, und die ukrainische Raiffeisen-International-Tochter Aval benötige daher Geld vom Mutterkonzern Raiffeisen. Und weiter hieß es in dem TV-Beitrag knapp zwei Tage vor Beginn einer Reise von Finanzminister Josef Pröll (V) in die Ukraine, sollte dieser Staat "crashen", würden die heimischen Banken von ihrem Geld dort wohl nicht mehr viel sehen.

Die RZB verwahrte sich am Dienstag gegen solche Krisenszenarien. Diese medial skizzierte Lage entspreche, auch was Raiffeisen in der Ukraine betreffe, nicht der Realität, so der Sprecher. Bei Raiffeisen in der Ukraine sei die Hälfte der aushaftenden Kredite durch lokale Einlagen gedeckt. Geschäftsbasis seien "ordentliche Kundenbeziehungen". Selbst wenn es zum "von uns für nicht wahrscheinlich gehaltenen" Staatsbankrott käme, würde das primär den Ausfall ukrainischer Staatsschulden betreffen, nicht aber das Aus für das Wirtschaftsleben dort heißen. Die RZB habe sich in ihrer Planung auf die Situation eingestellt, hieß es aus der Bank. In den Budgets sei entsprechend vorgesorgt. Summen wurden nicht genannt. (APA)