Zwei "smarte Burschen" aus Wien haben mit sehr viel Gehirnschmalz und Energie ein florierendes Geschäft aufgezogen - leider waren ihre Aktivitäten illegal und wurden nun von der Polizei gestoppt. Die beiden sollen seit 2006 über verschiedene Internet-Auktionshäuser gefälschte Markenwaren verkauft und so einen Schaden von mehr als 300.000 Euro angerichtet haben.

Wie Gottfried Wallner vom Stadtpolizeikommando erklärte, war einer der beiden, ein 32-Jähriger, 2005 mit der selben Masche, allerdings dilettantisch aufgezogen, in Deutschland aktiv, erwischt und auch verurteilt worden. Erst als er seinen drei Jahre jüngeren Kompagnon kennenlernte, einen studierten, aber arbeitslosen Informatiker aus gut situierter Familie, wurde das Geschäft professionell aufgezogen.

"Er war richtig angefressen, weil das in den Banken keiner gescheit angeschaut hat"

Die gefälschte Markenware - von Sportschuhen, über Gürtel bis zu Handtaschen - hatte man sich zunächst in Thailand besorgt. Da einiges aber am Zoll hängenblieb, besorgten sie sich die Artikel bei Asia-Märkten bei Kleinhaugsdorf. Nun wurden jede Menge Accounts bei Auktionshäusern eingerichtet - und mit gefälschten Führerscheinen Konten eröffnet. Diese Dokumente hatte der 29-Jährige hoch professionell hergestellt. "Er war richtig angefressen, weil das in den Banken keiner gescheit angeschaut hat", amüsierte sich Wallner.

Die Waren wurden zumeist geliefert - der Jüngere bereitete die Artikel, ein eigenes Zimmer war als Lager eingerichtet, für den Versand vor. Nur wenige bemerkten, dass sie auf billige Imitate hereingefallen waren. Häuften sich negative Beschwerden, öffnete man einfach einen neuen Account und vergab sich selbst positive Bewertungen um potenzielle Kunden in Sicherheit zu wiegen.

Zum Verhängnis wurde dem Duo, dass sie einem Deutschen nicht die mit 80 Euro bezahlten Sportschuhe schickten. Der enttäuschte Käufer wollte sich das nicht gefallen lassen, sondern erstattete Anzeige, die via Interpol auf dem Schreibtisch von Thomas Pasch landete. Der Kriminalsachbearbeiter kniete sich laut Wallner intensiv hinein, als er erkannte, dass die bis zu 220 Accounts ähnlich aussahen und das Geld auf nur wenige Konten überwiesen wurde.

Allerdings war es noch ein weiter Weg bis zur Verhaftung. An den angegeben Adressen wohnte niemand, bzw. waren diese an Touristen vermietet, die die Postkästen nicht nutzten. Erst später stellte sich heraus, dass diese Eigentumswohnungen teilweise der Mutter des 29-Jährigen gehörten. Die Bank-Kopien der gefälschten Führerscheine waren zudem so schlecht, dass die Bilder ebenso wenig weiterhalfen wie die Bankomat-Fotos. Bei ihren Abhebungen hatten sich die Betrüger durch Mützen und Brillen "maskiert".

"Der war ganz schön baff - und Steher war er keiner"

Erwischt wurde der Jüngere schließlich, als er mit dem selben falschen Namen ein weiteres Konto eröffnen wollte. "Der war ganz schön baff - und Steher war er keiner", so Wallner. Der 29-Jährige plauderte und plauderte bei der Einvernahme und glaubte, da zumeist geliefert wurde, glimpflich davonzukommen. "Als er dann die doch einige Seiten umfassende Niederschrift unterschreiben sollte, ist er blass geworden und hat geglaubt, er würde auch fast zehn Jahre bekommen wie Helmut Elsner."

So schlimm dürfte es wohl nicht für das Duo kommen. Allerdings staunten die Beamten nicht schlecht, als sie einen Klein-Lkw benötigten, um die gefälschten Markenartikel abtransportieren zu können. Ihre Datenbank mit allen geschäftlichen Informationen hatten die Verdächtigen nach Linz ausgelagert - und von überall Zugriff gehabt. "Das sind, vor allem der 29-Jährige, ganz smarte Burschen. Wenn die sich mit so einer Energie in ein legales Geschäft gestürzt hätten, wären sie in jedem Job erfolgreich gewesen", meinte Wallner. (APA)