270.000 Quadratmeter Nutzfläche in Bestlage mit Tankstelle, Supermarkt, Bank, Post, Trafik, Reisebüro, Kindergarten, Sushi-Bar: Das Wiener ORF-Zentrum ist, nun fix, ein Denkmal.

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Lange galt der Standort des ORF-Zentrums auf dem Küniglberg in Wien-Hietzing mit dem prachtvollen Fernblick als wertvollste Immobilie Wiens. Die Hoffnung ist nun definitiv vorbei: Das Denkmalamt bestätigte den vollen Schutz des Roland-Rainer-Baues aus den frühen Siebzigerjahren. Quasi "bis zur Türklinke", bestätigt Barbara Neubauer dem STANDARD.

Vor zwei Tagen hat Neubauer als Präsidentin des Denkmalamts die Feststellung über die „Gesamtanlage ORF-Zentrum" unterzeichnet. Die Stadt Wien hat wie berichtet angefragt, ob sich der Denkmalschutz tatsächlich auf alle Teile des auf dem Küniglberg gestrandeten ORF-Dampfers bezieht. Das Denkmalamt entschied auf "vollen Schutz", sagt Neubauer. "Wir wissen davon noch nichts", sagte ein ORF-Sprecher. Eine Feststellung des Amts werde man "prüfen".

Der ORF oder die Stadt Wien können laut Neubauer nun noch einmal beim Denkmalamt um Detaillierung bitten, ob wirklich jeder Zubau unter Schutz steht. Die Experten würden das noch einmal überprüfen. Etwas „Spielraum" könnte sich ergeben, aber Neubauer betont: "Dass wir zum Schluss kommen, wir hätten uns geirrt und das ORF-Zentrum ist doch kein Denkmal, das sicher nicht."

"Altersheim wird schwierig"

Reicht dem Denkmalschutz, die Außenhülle stehen zu lassen und die ORF-Gebäude zu entkernen? Definitiv nicht, sagt Neubauer. Definitiv ein Problem für eine Nachnutzung, wenn der ORF, wie von General Wrabetz geplant, nach St. Marx absiedelt. Neubauer verweist auf „Senderäume ohne natürliche Beleuchtung": „Was wird man damit machen?" Vielleicht finde sich ja ein internationaler Konzern, der die Büroräume brauchen könnte. Dort "ein Altersheim wird ein bisschen schwierig werden".

Die Sendetechnik macht auch abseits des Denkmalschutzes Probleme: Sie ist auf das Gebäude in Wien-Hietzing ausgelegt, ihre Übersiedelung wäre nicht nur extrem aufwändig und teuer, heißt es ORF-intern, sondern praktisch unmöglich: Der ORF kann schließlich nicht für die Zeit der Übersiedelung Tage oder Wochen seinen Sendebetrieb einstellen, sagen Insider. Also braucht es vieles neu.

Schon kursieren Überlegungen, die Technik auf dem Küniglberg zu belassen. Womöglich auch den großen Sendesaal ("Dancing Stars", "Starmania"). Nach St. Marx übersiedelten dann Verwaltung und ein nun geplanter zentraler Newsroom. (Harald Fidler, DER STANDARD; Printausgabe, 12.2.2009)